Lade...
Publikationstyp
Forschungsbericht
Monographie
Monographie
Erscheinungsjahr
2021
Auswirkungen von Gesetzesänderungen auf Raumordnungspläne am Beispiel aktueller Entwicklungen in Thüringen
Auswirkungen von Gesetzesänderungen auf Raumordnungspläne am Beispiel aktueller Entwicklungen in Thüringen
Ad-hoc-Analyse im Rahmen des Vorhabens "Flächenverfügbarkeit und Flächenbedarfe für den Ausbau der Windenergie an Land"
Autor:innen
Herausgeber
Quelle
Schlagwörter
Windenergie, Thüringen, Flächenverfügbarkeit, Mindestabstände zur Wohnbebauung
Zitation
BONS, Marian, Martin JAKOB und Carsten PAPE, 2021. Auswirkungen von Gesetzesänderungen auf Raumordnungspläne am Beispiel aktueller Entwicklungen in Thüringen [online]. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt. Climate Change, 67/2021. Verfügbar unter: https://openumwelt.de/handle/123456789/3276
Zusammenfassung deutsch
Mit dem Inkrafttreten der Länderöffnungsklausel in § 249 Abs. 3 BauGB im Jahr 2020 haben einzelne Länder angekündigt, auf dieser Grundlage eigene Abstandsregelungen für die Windenergie an Land zu schaffen. Rechtlich führen diese Regelungen zur Entprivilegierung von Windenergienutzungen innerhalb der Abstände. Diese sind dort in der Folge regelmäßig nur noch dann zulässig, wenn Kommunen die erforderliche planerische Grundlage im Wege der Bebauungsplanung schaffen. Angesichts der Erfahrungen in Bayern unter der dort geltenden sog. 10 H-Regelung ist zu erwarten, dass die angekündigten Landesregelungen den Umfang an ausgewiesenen Flächen, auf denen Windenergieanlagen bislang umgesetzt werden können, beschränken werden. Die vorliegende Analyse zeigt mögliche Auswirkungen landesrechtlicher Mindestabstandsregelungen, aber auch weiterer gesetzlicher Änderungen mit Bedeutung für Windenergienutzungen auf bestehende bzw. im Entwurf vorliegende Raumordnungspläne auf. Dies geschieht exemplarisch für alle Bundesländer am Fall der Ende 2020 in den Thüringer Landtag eingebrachten Mindestabstandsregelung sowie des ebenfalls Ende 2020 geänderten Thüringer Waldgesetzes. Der von der Landtagsopposition eingebrachte Entwurf der Mindestabstandsregelung sieht eine Aufhebung der Außenbereichsprivilegierung von Windenergieanlagen innerhalb eines Abstands von 1.000 m zu Wohngebäuden in bestimmten Siedlungsgebieten vor, wohingegen die bereits in Kraft getretene Änderung im Waldgesetz Thüringen dazu führt, dass Windenergienutzungen im Wald allgemein unzulässig werden. Eine GIS-Analyse quantifiziert die (potentiellen) Auswirkungen beider Regelungen mit einer Reduktion der Thüringer Flächenkulisse für Windenergienutzungen von etwa 23 %, jedoch mit erheblichen Unterschieden je nach Planungsregion. Während die Verringerung für die Planungsregionen Nord- und Mittelthüringen unterhalb von 5 % der bisherigen Fläche liegen, betragen sie für Südwest- und Ostthüringen 70 % bzw. 53 %. Die Auswirkungen der Mindestabstandsregelung fallen hierbei deshalb relativ gering aus, weil vergleichbare Abstände bereits bislang in den Planungsregionen zugrundegelegt wurden. Die insgesamt beträchtlichen Auswirkungen auf die in Bestandsplänen und Planentwürfen festgelegten Windenergiegebiete haben rechtliche Konsequenzen. Für Bestandspläne stellt sich die Frage nach ihrer Funktionslosigkeit, die im Einzelfall eine Neuaufstellung der Pläne auch jenseits landesrechtlicher Fortschreibungserfordernisse notwendig machen könnte. Betroffene Planentwürfe müssen überarbeitet und Aufstellungsverfahren zumindest teilweise wiederholt werden. Über die unmittelbaren Auswirkungen pauschaler Abstands- und sonstiger Regelungen in den Ländern auf die Flächenkulisse für die Windenergie hinaus sind danach erhebliche Beeinträchtigungen der planerischen Steuerung der Windenergie mittels Raumordnungsplänen durch zeitliche Verzögerungen und vorübergehende Phasen des Fehlens wirksamer Raumpläne zu erwarten, was über Thüringen hinaus bei entsprechenden Regelungsabsichten in den Ländern zu berücksichtigen ist. Quelle: Forschungsbericht
Zusammenfassung englisch
With the entry into force of the state liberalization clause in § 249 para. 3 BauGB in 2020, individual states (Länder) have announced that they will create their own minimum distance regulations for onshore wind energy on this basis. Legally, these regulations lead to the deprivation of privileges for wind energy uses within said distances. As a result, these are regularly only permissible if municipalities create the necessary planning basis by means of development planning. In view of the experience in Bavaria under the so-called 10 H regulation in force there, it is to be expected that the announced state regulations will limit the scope of designated areas on which wind energy plants can be implemented to date. The following analysis shows the possible effects of state minimum distance regulations, but also of further legal changes with significance for onshore wind energy use, on existing or draft spatial development plans. This is done exemplarily for all federal states using the case of the minimum distance regulation introduced in the Thuringian state parliament at the end of 2020 and the Thuringian Forest Act, which was also amended at the end of 2020. The draft of the minimum distance regulation introduced by the opposition in the state parliament provides for a repeal of the privileged status of wind turbines in non building areas within a distance of 1,000 m from residential buildings in certain settlement areas, whereas the amendment to the Thuringian Forest Act, which has already come into force, will result in wind energy use in the forest becoming generally impermissible. A GIS analysis quantifies the (potential) effects of both regulations with a reduction in Thuringia's area for wind energy use of about 23 %, but with considerable differences depending on the planning region. While the reduction for the planning regions of northern and central Thuringia is below 5 %, it is 70 % and 53 % respectively for south-western and eastern Thuringia. The impact of the minimum distance regulation is relatively low because comparable distances were already used as a basis in the planning regions. The overall considerable effects on the wind energy areas defined in existing plans and draft plans have legal consequences. For existing plans, the question arises as to their lack of function, which in individual cases could make it necessary to redraft the plans, even beyond the requirements of state law for updates. Affected plan drafts must be revised and the preparation procedure must be repeated, at least in part. Beyond the direct effects of blanket distance and other regulations in the federal states on the land use for wind energy, considerable impairments of the planning control of wind energy by means of spatial development plans are to be expected due to time delays and temporary phases of the absence of effective spatial plans. These effects must be taken into account beyond Thuringia in corresponding regulatory intentions in the federal states. Quelle: Forschungsbericht