Publikationstyp
Forschungsbericht
Monographie
Monographie
Erscheinungsjahr
2016
Ein Strommarktdesign zur kostengünstigen Erreichung der langfristigen Klimaschutzziele
Ein Strommarktdesign zur kostengünstigen Erreichung der langfristigen Klimaschutzziele
Autor:innen
Herausgeber
Quelle
Schlagwörter
Elektrizitätsmarkt, Elektrizitätsversorgung, Strommarktdesign, Strommarkt, Kapazitätsmechanismen, Stromversorgungssicherheit, Klimaschutzziele
Finanzierungskennzeichen
3711411103
standardisiertes Finanzierungskennzeichen
37114111
Verbundene Publikation
Zitation
PEEK, Markus und Robert DIELS, 2016. Ein Strommarktdesign zur kostengünstigen Erreichung der langfristigen Klimaschutzziele [online]. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt. Climate Change, 05/2016. Verfügbar unter: https://openumwelt.de/handle/123456789/7784
Zusammenfassung deutsch
Das heutige Marktdesign auf Basis eines 'Energy Only'-Marktes ist ohne Kapazitätsmechanismus grundsätzlich funktionsfähig und gewährleistet eine sichere Versorgung der Verbraucher gemäß deren Präferenzen. Zentrale Elemente eines funktionierenden EOM sind das Bilanzkreis- und Ausgleichsenergiesystem, die ausreichende Vorhaltung von Regelleistung sowie das sog. 'peak load pricing'. Sie schaffen Anreize für individuelle Leistungsvorsorge und ermöglichen die Refinanzierung von Erzeugungskapazitäten und die Erschließung von Flexibilitätsoptionen, wie z. B. Lastmanagement, in einem für eine sichere und effiziente Stromversorgung erforderlichen Umfang. Eine Einführung von Kapazitätsmärkten ist daher nicht erforderlich.
Eine umfängliche Anpassung durch ein neues Marktdesign mit Kapazitätsmärkten ist mit erheblichen Risiken, Transaktionskosten für Marktakteure und Herausforderungen der Etablierung eines adäquaten regulatorischen und rechtlichen Rahmens in Deutschland und Europa verbunden. Die Einführung von Kapazitätsmärkten hat somit - je nach Art des Kapazitätsmarktes - einen mehr oder weniger ausgeprägten experimentellen Charakter, so dass die Auswirkungen und sich in der Praxis ergebende Herausforderungen nur eingeschränkt absehbar sind. Die Analysen der alternativen Marktdesignoptionen mit Kapazitätsmechanismen zeigen, dass alle Kapazitätsmechanismen ihre spezifischen Ziele im Bereich Versorgungssicherheit grundsätzlicherreichen können. Mit zunehmender Intensität des staatlichen Eingriffs und der Regulierungstiefe sind allerdings auch erhebliche Ineffizienzen und Regulierungsrisiken gegeben.
Wir empfehlen den 'Energy Only'-Markt beizubehalten und zeitnah Maßnahmen zu dessen Optimierung umzusetzen (EOM 2.0). Insbesondere empfehlen wir eine Prüfung und Weiterentwicklung der Marktregeln des Bilanzkreis- und Ausgleichsenergiesystems und des Regelleistungsmarktes sowie einen Abbau von potenziellen Hemmnissen für die Erschließung von Nachfrageflexibilität und von weiteren Flexibilitätsoptionen.
Für den politischen Wunsch nach einer zusätzlichen Absicherung der Stromversorgung empfehlen wir die Einführung einer Kapazitätsreserve als Ergänzung des EOM 2.0. So können auch Herausforderungen beim Ausstieg aus der Kernenergie, Verzögerungen beim erforderlichen Ausbau der Netzinfrastruktur und der Vollendung des europäischen Binnenmarktes für Strom sowie der sukzessiven Umstellung des Erzeugungssystems auf erneuerbare Energien (als zentrale Klimaschutzmaßnahme) in einer Übergangsphase adressiert werden. Die Kapazitätsreserve ist aus ordnungspolitischer Sicht von geringer Eingriffsintensität. Bei der Ausgestaltung der Kapazitätsreserve sollten insbesondere die Regeln bei der Beschaffung und beim Einsatz so ausgestaltet werden, dass Beeinträchtigungen des wettbewerblichen Strommarktes ausgeschlossen werden. Von zentraler Bedeutung ist hierfür ein striktes Vermarktungs- und Rückkehrverbot an wettbewerbliche(n) Strommärkte(n) für die Anlagen der Kapazitätsreserve (sog. 'no way back'-Regelung).
Quelle: Forschungsbericht
Eine umfängliche Anpassung durch ein neues Marktdesign mit Kapazitätsmärkten ist mit erheblichen Risiken, Transaktionskosten für Marktakteure und Herausforderungen der Etablierung eines adäquaten regulatorischen und rechtlichen Rahmens in Deutschland und Europa verbunden. Die Einführung von Kapazitätsmärkten hat somit - je nach Art des Kapazitätsmarktes - einen mehr oder weniger ausgeprägten experimentellen Charakter, so dass die Auswirkungen und sich in der Praxis ergebende Herausforderungen nur eingeschränkt absehbar sind. Die Analysen der alternativen Marktdesignoptionen mit Kapazitätsmechanismen zeigen, dass alle Kapazitätsmechanismen ihre spezifischen Ziele im Bereich Versorgungssicherheit grundsätzlicherreichen können. Mit zunehmender Intensität des staatlichen Eingriffs und der Regulierungstiefe sind allerdings auch erhebliche Ineffizienzen und Regulierungsrisiken gegeben.
Wir empfehlen den 'Energy Only'-Markt beizubehalten und zeitnah Maßnahmen zu dessen Optimierung umzusetzen (EOM 2.0). Insbesondere empfehlen wir eine Prüfung und Weiterentwicklung der Marktregeln des Bilanzkreis- und Ausgleichsenergiesystems und des Regelleistungsmarktes sowie einen Abbau von potenziellen Hemmnissen für die Erschließung von Nachfrageflexibilität und von weiteren Flexibilitätsoptionen.
Für den politischen Wunsch nach einer zusätzlichen Absicherung der Stromversorgung empfehlen wir die Einführung einer Kapazitätsreserve als Ergänzung des EOM 2.0. So können auch Herausforderungen beim Ausstieg aus der Kernenergie, Verzögerungen beim erforderlichen Ausbau der Netzinfrastruktur und der Vollendung des europäischen Binnenmarktes für Strom sowie der sukzessiven Umstellung des Erzeugungssystems auf erneuerbare Energien (als zentrale Klimaschutzmaßnahme) in einer Übergangsphase adressiert werden. Die Kapazitätsreserve ist aus ordnungspolitischer Sicht von geringer Eingriffsintensität. Bei der Ausgestaltung der Kapazitätsreserve sollten insbesondere die Regeln bei der Beschaffung und beim Einsatz so ausgestaltet werden, dass Beeinträchtigungen des wettbewerblichen Strommarktes ausgeschlossen werden. Von zentraler Bedeutung ist hierfür ein striktes Vermarktungs- und Rückkehrverbot an wettbewerbliche(n) Strommärkte(n) für die Anlagen der Kapazitätsreserve (sog. 'no way back'-Regelung).
Quelle: Forschungsbericht
Zusammenfassung englisch
The current market design based on an 'energy only market (EOM) functions without any capacity mechanism and guarantees a secure supply of the consumers according to their preferences. Key elements of a functioning EOM are the balancing group and balancing energy system, adequate provision of balancing power and so-called 'peak load pricing'. They provide incentives for providing sufficient power individually and allow for refinancing generation capacities and development of flexibility options, e. g. demand side management. This is done to an extent that is necessary for a secure and efficient supply of power. Therefore, implementing capacity markets is not necessary.
An extensive adaptation by a new market design with capacity markets is associated with considerable risks, transaction costs for market players and challenges in the establishment of an adequate regulatory and legal framework in Germany and Europe. The introduction of capacity markets is therefore - depending on the characteristics of the capacity market - of a more or less distinctive experimental nature. Thus, consequences and resulting challenges in practice can only be foreseen to a limited extent. The analysis of alternative market design options with capacity mechanisms shows, that all capacity mechanisms can generally achieve their specific objectives of security of supply. However, as intensity of state interventions and degree of regulation increase, significant inefficiencies and regulatory risks arise.
We recommend retaining the 'energy only market and implementing measures for its optimization (EOM 2.0) soon. In particular, we recommend an examination and further development of the market rules of the balancing group and balancing energy system and control power markets. Moreover, we suggest reducing potential obstacles to developing demand side flexibility and further flexibility options.
Regarding the political request for an additional backup of powersupply, we recommend the introduction of a capacity reserve to complement the EOM 2.0. By that, challenges in the nuclear phase-out, delays in developing necessary grid infrastructure and in completing European electricity market can be addressed. On top of that, it can support the successive conversion of the generating system to renewable energy sources (as the core climate protection measure) in a transitional phase. From a regulatory point of view, the capacity reserve is a low intervention in the market. The rules of the procurement and the use of capacity reserve should particularly be designed such that it does not com-promise the competitive electricity market. Therefore it is particularly important that marketing on and returning to competitive electricity markets is strictly prohibited for assets of the capacity reserve (so-called 'no way back'-rule).
Quelle: Forschungsbericht
An extensive adaptation by a new market design with capacity markets is associated with considerable risks, transaction costs for market players and challenges in the establishment of an adequate regulatory and legal framework in Germany and Europe. The introduction of capacity markets is therefore - depending on the characteristics of the capacity market - of a more or less distinctive experimental nature. Thus, consequences and resulting challenges in practice can only be foreseen to a limited extent. The analysis of alternative market design options with capacity mechanisms shows, that all capacity mechanisms can generally achieve their specific objectives of security of supply. However, as intensity of state interventions and degree of regulation increase, significant inefficiencies and regulatory risks arise.
We recommend retaining the 'energy only market and implementing measures for its optimization (EOM 2.0) soon. In particular, we recommend an examination and further development of the market rules of the balancing group and balancing energy system and control power markets. Moreover, we suggest reducing potential obstacles to developing demand side flexibility and further flexibility options.
Regarding the political request for an additional backup of powersupply, we recommend the introduction of a capacity reserve to complement the EOM 2.0. By that, challenges in the nuclear phase-out, delays in developing necessary grid infrastructure and in completing European electricity market can be addressed. On top of that, it can support the successive conversion of the generating system to renewable energy sources (as the core climate protection measure) in a transitional phase. From a regulatory point of view, the capacity reserve is a low intervention in the market. The rules of the procurement and the use of capacity reserve should particularly be designed such that it does not com-promise the competitive electricity market. Therefore it is particularly important that marketing on and returning to competitive electricity markets is strictly prohibited for assets of the capacity reserve (so-called 'no way back'-rule).
Quelle: Forschungsbericht