1 Zentrale Melde-und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen (ZEMA) ZEMA Zentrale Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen jahresbericht 2011 Impressum Herausgeber: Umweltbundesamt Fachgebiet III 2.3 Postfach 14 06 06844 Dessau-Roßlau Tel: +49 340-2103-0 info@umweltbundesamt.de Internet: www.umweltbundesamt.de /umweltbundesamt.de /umweltbundesamt Redaktion: FG III 2.3 Anlagensicherheit Zentrale Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen ( ZEMA ) Fachliche Informationen können erfragt werden: Roland Fendler, Michael Kleiber, Johanna Watorowski Tel.: 0340-2103 3679 / -3019 / -3034 Fax: 0340-2104 3679 / -3019 / -3034 E-Mail: roland.fendler@uba.de; michael.kleiber@uba.de; johanna.watorowski@uba.de kostenlose Broschüren bestellen: Umweltbundesamt Bürgerservice: Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau, Tel.: 0340 / 2103 – 2135 / 2136 Publikationen als pdf: http://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/anlagensicherheit/zentrale-melde-auswertestelle- fuer-stoerfaelle Bildquellen: Das Foto auf der Titelseite zeigt Löscharbeiten nach dem Tanklagerbrand in Buncefield (GB). Foto mit freundlicher Genehmigung des Hertfordshire Constabulary. Stand: Juni 2014 Die Angaben in diesem Bericht sind nach bester wissenschaftlicher Praxis recherchiert. Für die Folgen aus der Verwendung der Informationen kann jedoch keine Verantwortung übernommen werden. Bei Fehlern/Ungenauigkeiten bitten wir die Leserinnen und Leser um Mitwirkung! Bitte informieren Sie uns umgehend, um notwendige Korrekturen vornehmen zu können! http://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaftkonsum/%0Aanlagensicherheit/zentrale-melde-auswertestelle-fuer-stoerfaelle%20 3 Inhaltverzeichnis 1. ZEMA und ihr Umfeld ...................................................................................................... 4 1.1 Auftrag und Zielsetzung der ZEMA .................................................................................. 4 1.2 Partner der ZEMA – Kooperation ..................................................................................... 4 1.3 ZEMA im Internet ............................................................................................................ 5 1.4. 20 Jahre ZEMA – ein Rückblick und ein Ausblick ............................................................. 7 2. Ergebnisse für das Jahr 2011 ........................................................................................ 12 2.1. Allgemeines ................................................................................................................. 12 2.2. Entwicklung der Anzahl der gemeldeten Ereignisse von 1991 bis 2011 ......................... 13 2.3. Entwicklung der Gründe für die Meldung der Ereignisse von 2000 bis 2011 ................... 14 2.4. Statistische Auswertung der Ereignisse des Jahres 2011 ............................................... 15 3. Sonderbetrachtungen .................................................................................................. 21 3.1. Sonderbetrachtung von Störfälle und nicht meldepflichtige Ereignisse bei Galvanik- Anlagen ....................................................................................................................... 21 4. Schlussfolgerungen und Empfehlungen ........................................................................ 29 4.1. Entwicklung der Ereignisse in den Jahren von 1993 bis 2011 ........................................ 29 4.2. Sonderbetrachtung von Störfälle und nicht meldepflichtige Ereignisse bei Galvanik- Anlagen ....................................................................................................................... 31 5. Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 33 Anhang 1 Internationales Fachsymposium „20 Jahre ZEMA – Information – Analyse – Vorsorge“ am 21. November 2013 im BMU in Bonn – Tagungsunterlagen ............. 35 Anhang 2 Datenblätter zu den meldepflichtigen Ereignissen gemäß Störfall-Verordnung für das Jahr 2011............................................................................................... 213 Anhang 3 Liste der Ansprechstellen der Bundesländer bei Störfällen und Störungen in Betriebsbereichen gemäß Störfall-Verordnung ................................................... 283 4 1. ZEMA und ihr Umfeld 1.1 Auftrag und Zielsetzung der ZEMA Der Betreiber eines der Störfall-Verordnung (StörfallV, [1]) unterliegenden Betriebsbe- reichs hat der zuständigen Behörde unver- züglich den Eintritt eines Ereignisses, das die Kriterien des Anhangs VI Teil 1 StörfallV erfüllt, mitzuteilen und spätestens innerhalb einer Woche eine ergänzende schriftliche Mitteilung gemäß den Mindestanforderun- gen des Anhangs VI Teil 2 StörfallV vorzule- gen. Bei Vorliegen neuer Erkenntnisse hat er die Mitteilung unverzüglich zu ergänzen oder zu berichtigen. Die Länder haben die Mitteilungen der Betreiber und Ergebnisse ihrer Analysen von Ereignissen dem Bun- desministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) mitzu- teilen. Seit 1991 werden alle Meldungen in Form des Erfassungsbogens zunächst nach An- hang V der alten Störfall-Verordnung aus 1991 und seit Mai 2000 nach Anhang VI der Störfall-Verordnung aus 2000 am Umwelt- bundesamt zentral registriert. Die „Zentrale Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstech- nischen Anlagen“ (ZEMA) im Umweltbun- desamt wurde 1993 als gemeinsame Erfas- sungsstelle der Länder für derartige, gemäß Störfall-Verordnung meldepflichtige Ereig- nisse gegründet [2]. Die Ereignismeldungen, die die Kriterien des Anhangs VI Teil 1 Nr. I und II StörfallV erfül- len, werden von der ZEMA aufbereitet und an die Europäische Union (EU) aufgrund der Meldeverpflichtung nach der Seveso-II- Richtlinie (96/82/EG) [3] bzw. zukünftig nach der Seveso-III-Richtlinie (2012/18/EU) [4] weitergeleitet. Alle Meldungen werden in einer Datenbank erfasst und in Jahresberich- ten veröffentlicht. Im Zeitraum von 1980 bis 2013 wurden in der Datenbank der ZEMA 645 Ereignisse (davon 572 Ereignisse von 1993 bis 2013) aus der Bundesrepublik Deutschland registriert. Eine Zielsetzung der zentralen Erfassung und Auswertung der meldepflichtigen Ereig- nisse ist die Ableitung von verallgemeiner- baren Erkenntnissen zur Weiterentwicklung des Standes der Sicherheitstechnik. Diese gilt es an die Stellen zu vermitteln, die sie benötigen. Deshalb liegt der Schwerpunkt nach nunmehr mehr als 20-jähriger Tätigkeit der ZEMA auf der Entwicklung neuer Wege des Informationsmanagements. Dies schließt insbesondere die Nutzung der neu- en Medien zur Informationsbereitstellung und -verbreitung sowie die Verbesserung der Nutzungs- und Recherchemöglichkeiten des Internet-Angebots ein. 1.2 Partner der ZEMA – Kooperation Bundesländer Hauptpartner der Kooperation sind die zu- ständigen Landesbehörden, an die die Er- eignismeldungen gehen. Die Datenblätter zu den meldepflichtigen Ereignissen gemäß Störfall-Verordnung, die im Anhang 2 dieses Jahresberichtes abgedruckt sind, sind stets mit der zuständigen Behörde desjenigen Bundeslandes abgestimmt, in dessen Zu- ständigkeit ein Ereignis fällt. Sie reflektieren den bei Redaktionsschluss herrschenden Wissensstand. Da Unfalluntersuchungen sich aber unter Umständen über längere Zei- ten (manchmal Jahre) erstrecken, ist ggf. ei- ne Nachbesserung notwendig. In der Inter- net-Version der Ereignisdatenblätter werden die Angaben laufend aktualisiert. Europäische Union Die meldepflichtigen Ereignisse werden nach den Vorschriften der Seveso-II-Richtli- nie sowie zukünftig der Seveso-III-Richtlinie von der ZEMA an die zentrale Erfassungs- stelle der Europäischen Kommission (Major Accident Hazard Bureau - MAHB) in Ispra http://www.infosis.uba.de/index.php/de/site/12981/zema/index.html� http://www.infosis.uba.de/index.php/de/site/12981/zema/index.html� 5 (Joint Research Centre) weitergeleitet. Im Gegenzug stellt die Europäische Kommis- sion den vollständige Datensatz der im Sys- tem eMARS (Major Accident Reporting Sys- tem) registrierten Daten den Mitgliedstaaten zur Verfügung. Derzeit sind in der eMARS- Datenbank über 780 Ereignisse aus den Mitgliedsstaaten registriert (1986 bis 2013). Die europäischen Ereignisse stehen über die eMARS-Datenbank unter: http://emars.jrc.ec.europa.eu/ der Öffentlichkeit zur Verfügung. Weitere deutsche Partner Weitere nationale Partner sind Stellen, die ebenfalls systematische Ereigniserfassung und –auswertung betreiben. So kooperiert die ZEMA mit dem Ausschuss „Ereignisauswertung“ (AS-ER) der Kommis- sion für Anlagensicherheit (KAS) bei der Er- fassung und Auswertung von Ereignissen, die nach der Störfall-Verordnung nicht mel- depflichtig sind. Das Konzept hierfür ist in den Berichten „Konzept zur Erfassung und Auswertung sicherheitsbedeutsamer Ereig- nisse des Arbeitskreises Daten“ (SFK-GS-16, [5]) und „Erfassung und Auswertung sicher- heitsbedeutsamer Ereignisse - Anwendung des Konzepts des Arbeitskreises Daten in der Erprobungsphase“ (SFK-GS-20, [6]) do- kumentiert. Der Schwerpunkt der Arbeit des KAS AS-ER ist die Sammlung, Auswertung und Verbrei- tung aller Informationen aus Störungsfällen und sonstigen Ereignissen zur Weiterent- wicklung des Standes der Sicherheitstech- nik. Dabei werden auch Erkenntnisse aus der europäischen und internationalen Ko- operation genutzt. Hierbei werden auch die technisch bedeut- samen, meldepflichtigen Ereignisse als In- formationsquelle für den KAS AS-ER betrach- tet. Sich ergebende Trends werden dann hinsichtlich ihrer Ursachen genau unter- sucht, um Schlussfolgerungen für die Wei- terentwicklung des Standes der Sicherheits- technik abzuleiten. Ziel ist, Lehren aus Ereignissen zu ziehen und systematisch zu verbreiten sowie Merk- blätter zu erarbeiten, die über die KAS und die ZEMA bereitgestellt werden. Die Daten- bank des KAS AS-ER ist seit Juni 2010 im In- ternet unter http://www.infosis.uba.de ak- tiv. Im Rahmen der Initiative Verantwortliches Handeln (Responsible Care) sammelt auch der Verband der Chemischen Industrie (VCI) Informationen über nicht meldepflichtige Er- eignisse. Die von den Betrieben gelieferten Informationen werden von einem Arbeits- kreis der Gesellschaft für Chemische Tech- nik und Biotechnologie e.V. (DECHEMA) ausgewertet und anonymisiert. Die Veröf- fentlichung erfolgt durch die DECHEMA im Internet unter: http://processnet.org/ereignisdb.html In diesem Zusammenhang ist auf den KAS- Leitfaden „Empfehlungen für interne Be- richtssysteme als Teil des Sicherheitsmana- gementsystems gemäß Anhang III StörfallV“ (KAS-8, [7]) hinzuweisen. In diesem Leitfa- den wird aufgezeigt, wie in Unternehmen bzw. Betriebsbereichen aus Ereignissen (Auffälligkeiten, Abweichungen, Störungen) durch ein internes Berichtssystem als Teil des Sicherheitsmanagementsystems ent- sprechend Anhang III 3f StörfallV gelernt werden soll. Hierbei soll die vorgesehene „Stelle internes Berichtssystem“ sowohl nach Ereignisberichten suchen als auch ei- gene Erkenntnisse nach außen kommunizie- ren. Dieser ZEMA-Bericht ist daher für die In- formation derartiger Stellen von hoher Be- deutung. 1.3 ZEMA im Internet Alle Informationen über Art und Umfang der Aufgaben, Arbeitsweise, Informationswege, etc. sind im Internet-Angebot der ZEMA un- ter der Adresse http://www.umweltbundesamt.de/themen/ wirtschaft- konsum/anlagensicherheit/zentrale-melde- auswertestelle-fuer-stoerfaelle http://emars.jrc.ec.europa.eu/� http://www.kas-bmu.de/publikationen/sfk/sfk_gs_16.pdf� http://www.kas-bmu.de/publikationen/sfk/sfk_gs_20.pdf� http://www.infosis.uba.de/� http://processnet.org/ereignisdb.html� http://www.kas-bmu.de/publikationen/kas/KAS_8.pdf� http://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/anlagensicherheit/zentrale-melde-auswertestelle-fuer-stoerfaelle� http://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/anlagensicherheit/zentrale-melde-auswertestelle-fuer-stoerfaelle� http://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/anlagensicherheit/zentrale-melde-auswertestelle-fuer-stoerfaelle� http://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/anlagensicherheit/zentrale-melde-auswertestelle-fuer-stoerfaelle� 6 zugänglich. Neben den ZEMA-Jahresberich- ten können dort auch die Ereignisdatenblät- ter als Dateien kostenlos heruntergeladen werden. Ebenso ist der Ereignis-Meldebogen nach Störfall-Verordnung elektronisch ver- fügbar. Die Internetseite gibt ferner aktuelle Informationen zum Thema „Ereignisauswer- tung“ sowie Verknüpfungen zu den wichtig- sten deutschen, europäischen und interna- tionalen Informationsstellen zum Themen- kreis „Anlagensicherheit“. Darüber hinaus enthält die Internetseite auch die Informa- tionen und Daten aus dem KAS AS-ER. Seit Februar 2004 ist die ZEMA-Datenbank, in der die Ereignisdatenblätter seit 1991 aufbereitet sind, im Internet verfügbar. Unter der Adresse http://www.infosis.uba.de kön- nen alle Ereignisdaten recherchiert werden. Des Weiteren wurde Anfang 2005 das „Akti- ve Informations-Managementsystem“ (AIM) freigeschaltet. AIM informiert den interes- sierten Nutzer per E-Mail kostenfrei über ak- tuell eingestellte Daten zu meldepflichtigen Ereignissen und über neue Erkenntnisse zum Stand der Sicherheitstechnik. Nutzung der Internetangebote der ZEMA Im Durchschnitt wurden die ZEMA-Seiten 2013 ca. 1300-mal pro Monat besucht und dabei ca. 3800 Seiten abgerufen. Im Ver- gleich zu 2012 konnte die ZEMA somit einen Zuwachs von ca. 40% verzeichnen. Abbildung 1: Zugriffe auf ZEMA-Internetseiten im Jahr 2013 Aktivste Nutzerinnen und Nutzer der Platt- form waren neben Deutschland Besucher aus dem internationalen Raum, dicht gefolgt vom europäischen Publikum (siehe Abbil- dung 2). Über das „Aktive Informations-Management- system“ der ZEMA (AIM) werden über 500 Personen aus dem In- und Ausland über Störfallereignisse informiert. Das hohe Interesse an dem Angebot des Umweltbundesamtes bedeutet aber auch gleichzeitig eine Verpflichtung zu prüfen, wie dieses Angebot gehalten und verbessert werden kann, um auch den zukünftigen An- sprüchen der Nutzerinnen und Nutzer zu entsprechen. Beispielhaft ist hier ein Wechsel des Hosters im Jahr 2013 zu nennen, der den stabilen Zugang zu den Infosis-Internetseiten ge- währleistet. http://www.infosis.uba.de/� 7 Abbildung 2: Ursprungsländer der Zugriffe auf ZEMA-Internetseiten im Jahr 2013 1.4. 20 Jahre ZEMA – ein Rückblick und ein Ausblick Sei der Verabschiedung der ersten deut- schen Störfall-Verordnung im Jahr 1980 er- fasst das Umweltbundesamt meldepflichti- ge Ereignisse und sammelt Informationen über nicht meldepflichtige Ereignisse. Seit der Störfall-Verordnung 1991 erfolgt eine systematische Erfassung und datentechni- sche Aufarbeitung aller meldepflichtigen Er- eignisse in Deutschland. Mit der Schaffung der ZEMA im Rahmen einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern ist dafür 1993 auch ein organisatorischer Rahmen geschaf- fen worden. Mit der im Februar 2004 einge- führten ZEMA-Onlinedatenbank werden die Ereignisinformationen außerdem aktuell über das Internet der Öffentlichkeit zur Ver- fügung gestellt. 2013 bestand damit die ZEMA seit 20 Jahren. Mit der ZEMA ist das UBA in Deutschland im Hinblick auf die Erfassung, Auswertung und Veröffentlichung von Unfällen ein zentraler Akteur im Spanungsfeld von Information der Öffentlichkeit und politischer Beratung. Nachbarn von Industrieanlagen wie interes- sierte Öffentlichkeit haben einen Anspruch zu erfahren, wie sicher die Anlagen in ihrer Umgebung und in Deutschland insgesamt betrieben werden. Dazu gehört auch zu in- formieren, welche Folgen ein Störfall hatte und welche Maßnahmen zu Beseitigung von Schäden unternommen worden sind. Eine derartige Transparenz ist eine Grundvoraus- setzung für die Akzeptanz von Anlagen bei ihren Nachbarn. Sie ist aber gleichzeitig für die Vermeidung von Unfällen und für eine Weiterentwicklung des Standes der Sicher- heitstechnik unverzichtbar. 20 Jahre ZEMA bedeuten 20 Jahre: Information: Erfassung und Veröffentli- chung von Ereignisdatenblät- tern über Störfälle und Stö- rungen in verfahrenstechni- schen Anlagen, Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit, Bereitstellung von Daten für Betreiber, Behörden, Sach- verständige und Forschung, Analyse: der Ursachen von Ereignissen und Ableitung von Möglich- keiten, solche Ereignisse zu vermeiden und 8 Vorsorge: Weiterentwicklung des Stan- des der Sicherheitstechnik und der Erarbeitung von Ar- beitshilfen für Betreiber und Behörden. Nach 20 Jahren ZEMA war es an der Zeit – zumal im „Jahr der Luft“ –, einerseits Bilanz zu ziehen, • inwieweit die ZEMA den gesetzten An- sprüchen an die Erfassung, Auswertung und Veröffentlichung von Ereignisdaten gerecht werden konnte und • welchen Nutzen die Arbeit der ZEMA für die Weiterentwicklung des Standes der Sicherheitstechnik hatte. Die vergangenen 20 Jahre haben gezeigt, dass die Informationen der ZEMA vielfältig von Betreibern, Behörden, Sachverständi- gen, Forschung und Öffentlichkeit primär in Deutschland, aber auch im Ausland genutzt werden. Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung der Informationen für die Weiter- entwicklung des Standes der Technik (aktu- ell z.B. für die Erarbeitung eines Entwurfs für eine immissionsschutzrechtliche Biogasan- lagen-Verordnung) wie für die Entwicklung von Technischen Regeln, Leitfäden und Ar- beitshilfen. Andererseits galt es zu analysieren, • welche zukünftige Herausforderungen sich an die Weiterentwicklung der ZEMA- Informationsangebote stellen und • wie die ZEMA-Angebote an die heutigen, sicherlich veränderten Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzerinnen und Nutzer anzupassen sind. Internationales Fachsymposium „20 Jahre ZEMA – Information – Analyse – Vorsorge“ Um diese Fragestellungen eingehender zu erörtern, fand am 21. November 2013 im damaligen Bundeministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) in Bonn ein Fachsymposium von BMU und UBA unter dem Titel „20 Jahre ZEMA – Informa- tion – Analyse – Vorsorge“ statt. Zu diesem Fachsymposium waren auch internationale Gäste eingeladen, die ähnliche Informa- tionssysteme wie die ZEMA anbieten, um voneinander zu lernen und die Zusammen- arbeit zu intensiveren. Neben den Erfahrun- gen aus dem benachbarten Ausland sollte auch Erfahrungen in anderen Rechtsberei- chen (hier die Erfassung von Unfällen mit wassergefährdenden Stoffen) einbezogen werden. Abbildung 3: Internationales Fachsymposium „20 Jahre ZEMA – Information – Analyse – Vorsorge“ am 21. November 2013 in Bonn (Foto: ©Michael Kleiber) 9 Zur Vorbereitung dieses Fachsymposiums hatte das UBA ein Diskussionspapier für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erstellt, das neben einem historischen Abriss der Entstehung der ZEMA und der Analyse der aktuelle Nutzung der ZEMA-Informationsan- gebote auch eine zusammenfassende Aus- wertung störfallrechtlich meldepflichtiger Ereignisse von 1991 bis 2012 enthält. Darü- ber hinaus werden der bisheriger Nutzen der ZEMA sowie die zukünftige Herausforderun- gen an die Weiterentwicklung der ZEMA- Informationsangebote analysiert (siehe An- hang 1 dieses Jahresberichts). Internetgestützte Umfrage unter den Nutzerinnen und Nutzern Zur Vorbereitung des Fachsymposiums hatte das UBA 2013 eine Internet gestützte Um- frage unter den Nutzerinnen und Nutzern in Auftrag gegeben, mit der eruiert werden soll- te, wie zufrieden diese mit dem derzeitigen Angebot sind und welche Wünsche an deren Weiterentwicklung bestehen. Die Umfrage wurde von der enuvo GmbH (Zürich, Schweiz) durchgeführt und ausgewertet. Einige Eckpunkte der Auswertung sind: • Der Hauptteil (über 69 %) der befragten Personen nutzen die ZEMA aus berufli- chen Gründen. • Die allgemeine Zufriedenheit mit der Plattform (generell) ist dabei hoch: Über 80 % der Befragungsteilnehmer sind „zu- frieden“ und weitere 13,8 % sogar „sehr zufrieden“. • Die verfolgten Ziele beim Besuch der ZEMA-Datenbank werden für mehr als die Hälfte der Befragten erfüllt. Für weitere 43,3 % werden die Ziele teilweise erfüllt. • Während die Bedienungsfreundlichkeit der Plattform als gut erachtet wird, sehen die Teilnehmer Verbesserungspotential beim Informationsgehalt und in der in- haltlichen Qualität der Detailberichte/Er- eignisdatenblätter. Auch die Aktualität der Störfälle ist nicht für alle Befragte ge- nügend. • Im Fragebogen wurden diverse Verbesse- rungen und Weiterentwicklungen vorge- schlagen (wie beispielsweise Mehrspra- chigkeit, mobile-Optimierung, neues Lay- out, etc.), welche mehrheitlich als in- different bewertet wurden (keine Auswir- kung auf Zufriedenheit oder Unzufrie- denheit). Lediglich die Integration von In- formationen über Beinahe-Ereignisse so- wie die bessere Übersicht aller Störfälle auf einen Blick würde die Zufriedenheit der Teilnehmer/Nutzer weiter erhöhen. Ansonsten lässt dieses Ergebnis darauf deuten, dass keine kritischen Funktiona- litäten in der ZEMA-Datenbank fehlen. Für die Details der Ergebnisse wird auf den Abschlussbericht des Projektes verwiesen, der im Diskussionspapier des Umweltbun- desamtes für die Teilnehmerinnen und Teil- nehmer des internationalen Fachsymposi- ums vom 21. November 2013 enthalten ist (siehe Anhang 1 dieses Jahresberichts). Rückblick auf das Fachsymposium An dem internationalen Fachsymposium „20 Jahre ZEMA – Information – Analyse – Vor- sorge“ am 21. November 2013 haben ca. 60 Fachleute teilgenommen. In der Diskussion wurden wichtige Anregun- gen für die weitere Arbeit der ZEMA und die Verbesserung der Angebote gegeben. Bei- spielhaft seien genannt: • Daten zu Störfällen sollen schneller er- fasst und veröffentlicht werden. • Die Qualität der Ursachenanalysen und deren Darstellung muss verbessert wer- den. • Es gilt Trends bei der Entwicklung des Un- fallgeschehens und Häufungen in bislang weniger beachteten Branchen zu identifi- zieren sowie Konsequenzen für die Un- fallprävention und die Weiteentwicklung des Standes der Sicherheitstechnik auf- zuzeigen. • Dazu sollen Informationen aufgrund aller Pflichten zur Meldung von Unfällen mit Umweltauswirkungen für Analysen und Prävention genutzt sowie weitere Infor- mationsquellen über Unfälle mit Umwelt- auswirkungen erschlossen werden. 10 Abbildung 4: Internationales Fachsymposium „20 Jahre ZEMA – Information – Analyse – Vorsorge“ am 21. November 2013 in Bonn (Foto: ©Michael Kleiber) • Lehren aus Unfällen müssen noch stärker in die Ausbildung von Ingenieur/inn/en und Naturwissenschaftler/inne/n einge- bracht werden. Die Tagungsunterlagen sind im Anhang 1 dieses Jahresberichtes zusammengestellt; sie sind auch über die folgende Internetseite zugänglich: http://www.kas- bmu.de/veranstaltungen/ZEMA_20/zema_2 0_de.htm. Fortsetzung der Diskussion und Umsetzung wichtiger Ergebnisse des internationalen Fachsymposiums Das Fachsymposium konnte und sollte nur ein Auftakt für die weitere Diskussion insbe- sondere folgender Themenfelder sein: • Verbesserung der Recherche- und Aus- wertetools von INFOSIS, um den Hand- lungsbedarf hinsichtlich der Weiterent- wicklung des Standes der Technik einfa- cher identifizieren zu können Das Umweltbundesamt diskutiert zurzeit, welche - auch finanziellen - Möglichkei- ten der Weiterentwicklung des Angebotes bestehen und realisiert werden können. • Verbesserung der Erfassung und Auswer- tung von Ereignisdaten Hier könnten wichtige Stichworte z.B. sein: - Beschleunigung der Meldekette (z.B. elektronischer Meldeweg) - Qualität der Ursachenanalysen Um aus einem Ereignis die erforderli- chen Konsequenzen für eine zukünfti- gen Vermeidung ähnlicher Fälle ziehen zu können, ist der Einsatz von defi- nierten und dem Stand der Technik entsprechenden methodischen Vor- gehensweisen zur Ereignisanalyse er- forderlich. Um dies besser und bun- deseinheitlich gewährleisten zu kön- nen, erfolgt zurzeit die Vergabe eines Forschungsvorhabens, zu dessen Be- gleitung die Länder eingeladen sind. - Qualität der Ereignismeldungen und Verbesserung der Information über ein Ereignis z.B. durch weitergehende Informatio- nen (Gutachten, Firmenberichte und Stellungnahmen der Behörden), Veröf- fentlichung von Sachverständigengut- achten, die zur Analyse und Auswer- http://www.kas-bmu.de/veranstaltungen/ZEMA_20/zema_20_de.htm� http://www.kas-bmu.de/veranstaltungen/ZEMA_20/zema_20_de.htm� http://www.kas-bmu.de/veranstaltungen/ZEMA_20/zema_20_de.htm� 11 tung eines Ereignisses von der zu- ständigen Behörde verlangt werden - Verbreiterung der Datenbasis hinsicht- lich der erfassten Ereignisse und die gemeinsame Nutzung unterschiedli- cher Systeme der Erfassung von Ereig- nissen in Industrieanlagen Diese Schwerpunkte wird das Umweltbun- desamt weiter verfolgen und versuchen im Rahmen seiner Möglichkeiten zu realisieren. Die Verbesserungen der ZEMA-Internetange- bote wird das Umweltbundesamt in 2 Teil- projekten realisieren. Einfachere Maßnah- men sollen bereits 2014 umgesetzt werden, während 2015 ein größeres Projekt geplant ist, mit dem die ZEMA-Angebote auch an die die Seveso-III-Richtlinie und die EU-CLP-Ver- ordnung [8] angepasst werden sollen. 12 2. Ergebnisse für das Jahr 2011 2.1. Allgemeines Der seit 1993 zu beobachtende positive Trend bezüglich der Qualität der Ereignis- meldungen hat sich seit 1997 stabilisiert. Im Berichtsjahr 2011 lagen bei 79 % der Meldungen über den Meldebogen nach An- hang VI der StörfallV weitergehende Infor- mationen (Gutachten, Firmenberichte und Stellungnahmen der Behörden) vor (Entwick- lung siehe Abbildung 5). Die Informations- bereitstellung hat sich mit der ad-hoc-Ein- stellung der Ereignis-Erstmitteilungen in die ZEMA-Online-Datenbank erheblich verbes- sert. Weiterhin ist aber der Informationsfluss ver- besserungsbedürftig. Bis ein meldepflichti- ges Ereignis bei der ZEMA gemeldet wird, dauert es u. U. mehrere Monate. Die Infor- mationen stehen dann den weiteren Adres- saten auch nur verzögert zur Verfügung. Abbildung 6 zeigt die Herkunftsbereiche der Meldungen, die mit 84 % einen deutlichen Schwerpunkt bei Betriebsbereichen mit er- weiterten Pflichten gemäß Störfall-Verord- nung zeigen. Abbildung 5: Anteil der Ereignisse mit zusätzlich zum Meldebogen gelieferten Dokumenten Abbildung 6: Anteil der meldepflichtigen Ereignisse aus Betriebsbereichen mit Grund- oder erweiterten Pflichten im Jahr 2011 13 2.2. Entwicklung der Anzahl der gemeldeten Ereignisse von 1991 bis 2011 Seit 1991 werden alle Meldungen in Form des Erfassungsbogens nach Anhang V der StörfallV von 1991 und seit Mai 2000 nach Anhang VI Teil 2 der StörfallV von 2000 bei der ZEMA am Umweltbundesamt zentral re- gistriert. Abbildung 7 zeigt die Veränderun- gen der Anzahl der Meldungen, differenziert nach den Kriterien des Anhangs VI Teil 1 StörfallV 2000. Um eine Vergleichbarkeit herzustellen wurde die alte Klassifizierung durch die neue mit folgender Zuordnung er- setzt: StörfallV 1991  StörfallV 2000 ersetzt § 11 Abs. 1 Nr. 1  Ereignisse An- hang VI Nr. I § 11 Abs. 1 Nr. 2a  Ereignisse An- hang VI Nr. II § 11 Abs. 1 Nr. 2b  Ereignisse An- hang VI Nr. III Vermutlich durch die verbesserte Meldedis- ziplin verursacht, nahmen die Ereignismel- dungen zunächst bis 1993 zu. Seit 1993 schwankten die Meldungen auf einem ver- gleichbaren Niveau. Mit der StörfallV 2000 ging die absolute Anzahl der meldepflichti- gen Ereignisse zurück. Für die normierte Anzahl der Ereignismel- dungen (Ereignisse pro Betriebsbereich und Jahr) war von 1993 bis 1995 eine leichte Abnahme erkennbar. Seit 1997 ist die Tendenz ansteigend. Für 2011 ergibt sich ein normierter Wert von 8,9 Ereignissen pro 1000 Betriebsbereiche. Dabei ist zu berück- sichtigen, dass sich 2000 und 2005 die Bezugsbasis geändert hat (u. a. wurden im Jahr 2000 Anlagen durch Betriebsbereiche ersetzt und im Jahr 2005 entfielen die An- lagen nach Anhang VII StörfallV), so dass kein unmittelbarer Vergleich angestellt wer- den kann. Eine Normierung der Ereignisse ergibt, dass die Anzahl der Ereignisse pro Betriebs- bereich 2011 wieder leicht abfiel (siehe Ab- bildung 8). Abbildung 7: Entwicklung der Anzahl der Anlagen und Betriebsbereiche nach Störfall- Verordnung von 1999 bis 2011 14 Abbildung 8: Anzahl der gemeldeten Ereignisse von 1991 bis 2011 2.3. Entwicklung der Gründe für die Meldung der Ereignisse von 2000 bis 2011 Anhang VI Teil 1 StörfallV unterscheidet drei Gruppen von Gründen für die Meldepflicht von „Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs“: I. Unfallbedingte Entzündung, Explosion oder Freisetzung eines gefährlichen Stoffes mit einer Menge von mindestens 5 % der in Spalte 5 des Anhangs I ange- gebenen Mengenschwelle und/oder mit Überschreitung vorgegebener Scha- densschwellen II. Bedeutsamkeit aus technischer Sicht im Hinblick auf die Verhinderung von Stör- fällen und die Begrenzung ihrer Folgen, d. h. Ereignisse mit einem Lernpotential III. Gefährliche Stoffe werden freigesetzt oder kommen zu unerwünschter Reak- tion und verursachen Schäden oder Ge- fahren. 19 Ereignisse hat die ZEMA 2011 registriert, davon entfielen 10 Meldungen auf Nr. I, d. h. auf Ereignisse mit Mindestmengen gefährli- cher Stoffe oder mit Überschreitung vorge- gebener Schadensschwellen, 6 Ereignisse auf Nr. III, bei denen gefährliche Stoffe Schäden oder Gefahren verursachten und 3 Ereignis auf Nr. II, d. h. auf sonstige Ereig- nisse mit Lernpotential. Bis auf die Jahre 2004 und 2009 schwankt die Gesamtzahl der Ereignisse um 10 % um den Durchschnitt von 23,9 Ereignissen/a. Aufgrund der geringen Fallzahl der Ereig- nisse pro Jahr dürfen diese Werte jedoch nicht überbewertet und als Indikator für die Sicherheit von Betriebsbereichen interpre- tiert werden. Indikatoren für die Sicherheitsleistung von Betriebsbereichen wurden z. B. von der OECD entwickelt und bedürfen ergänzender Erhebungen in den Betriebsbereichen. 15 Abbildung 9: Entwicklung der Gründe für die Meldung der Ereignisse von 2000 bis 2011 2.4. Statistische Auswertung der Ereignisse des Jahres 2011 Die folgenden Auswertungen basieren auf den zu den einzelnen Ereignissen erstellten Datenblättern. Die Ereignisdatenblätter sind in Anhang 2 beigefügt. Die Auswertung erfolgt hinsichtlich der Er- eignisarten, der am Ereignis beteiligten Stof- fe und ihrer Mengen, der beteiligten Anla- genarten sowie der beteiligten Be- triebsvorgänge und Primärursachen. Hin- sichtlich der Auswirkungen der Ereignisse werden Personenschäden sowie Sach- und Umweltschäden gesondert dargestellt. Zum Vergleich wurde der 19-Jahresdurch- schnittswert (1993 bis 2011) mit aufge- nommen. Ereignisarten Die größte Anzahl der Ereignisse (79 %) war mit einer Stofffreisetzung verbunden. Explo- sionen und Brände sind bei den restlichen Ereignissen die vorherrschende Erschei- nungsform. Tabelle 1 zeigt die Verteilung der Ereignisarten. Ereignisart Anzahl der Ereignisse Ereignisse 2011 in % 19-Jahresdurchschnitt 1993-2011 in % Stofffreisetzung (Luft/Boden/Wasser) 8 42 51 Stofffreisetzung und Brand 3 16 7 Brand 3 16 14 Explosion, Brand und Stofffreisetzung 2 10,5 4 Explosion und Brand 0 0 11 Explosion und Stofffreisetzung 2 10,5 1 Explosion 1 5 11 Unbekannt 0 0 1 Tabelle 1: Anteil der Ereignisarten an den gemeldete Ereignissen im Jahr 2011 16 Beteiligte Betriebsvorgänge Die Betriebsvorgänge, bei denen die Ereig- nisse auftraten, werden in Abbildung 10 dargestellt. Mit 32 % (7 Ereignisse) ist der Prozess häufigster Ausgangszustand. Weiter ist der Bereich Be- und Entladen mit 23 %, die Lagerung mit 18 % (4 Ereignisse), War- tung/ Reparatur mit 14 % (3 Ereignisse), An- fahr-/Abfahrvorgang mit 9 % (2 Ereignisse) und mit 4 % (1 Ereignis) die Förderung ver- treten. Abbildung 10: Betriebsvorgänge mit Ereignissen (gemeldete Ereignisse 2011 und im Durchschnitt der letzte 19 Jahre) Aggregiert man die oben genannten Daten zu den Betriebsvorgängen, bei denen im Jahr 2011 meldepflichtige Ereignisse eintra- ten, kommt man zu dem in Abbildung 11 dargestellten Vergleich mit dem Jahresmittel seit 1993. Die Aufteilung auf die Betriebsvorgänge, bei denen die Ereignisse auftraten, weicht deut- lich vom Jahresmittel seit 1993 ab. Bei der Gruppe „Transport, Förderung, Be- und Ent- laden“ ist eine erhebliche Zunahme gegen- über dem langjährigen Mittel zu beobach- ten. Berücksichtigt man ferner, dass bei Transport, Förderung, Be- und Entladen, wie zahlreichen Medienberichten über Unfälle zu entnehmen ist, oft die Stoffmengen nach Anhang VI Teil I Nr. 1 nicht erreicht werden, so dass häufig keine Meldepflicht nach Stör- fall-Verordnung entsteht, ist dieser Anstieg, der auch schon in den vergangenen Jahren zu beobachten war, besonders bedenklich. 17 Abbildung 11: Betriebsvorgänge mit Ereignissen – aggregierte Betrachtung der Ereignisse von 2011 im Vergleich zum langjährigen Mittel Störfallstoffe und ihre Gefährdungskategorie Die Zuweisung der an den Ereignissen be- teiligten gefährlichen Stoffe zu den Num- mern der Spalte 1 der Stoffliste in Anhang I der StörfallV zeigt Abbildung 12. In der Ab- bildung 12 darf „Anzahl der beteiligten Ge- fahrstoffe“ nicht mit „Anzahl der Ereignisse“ gleichgesetzt werden, da bei einzelnen Er- eignissen mehrere Stoffe beteiligt sein kön- nen und für einige Gefahrstoffe mehr als ei- ne Einstufung angegeben wurde. 18 Abbildung 12: Zuordnung der an den Ereignissen beteiligten gefährlichen Stoffe zu Stoffkate- gorien (Wenn ein Gefahrstoff mehreren Stoffkategorien zugeordnet ist, wird er in der Abbildung als dargestellt. Bei der Stoffkategorie 13 sind die beiden Un- tergruppen verschiedenfarbig gekennzeichnet, 13.1 und 13.2 .) Nr. Kategorie / Stoff nach Anhang I StörfallV 1 Sehr giftig 2 Giftig 3 Brandfördernd 5 Explosionsgefährlich 6 Entzündlich 7a Leichtentzündlich 7b Leichtentzündliche Flüssigkeiten 8 Hochentzündlich 9a Umweltgefährlich, in Verbindung mit dem Gefahrenhinweis R 50 oder R 50/53 11 Hochentzündliche verflüssigte Gase 13 Erdölerzeugnisse 13.1 Ottokraftstoffe und Naphta 13.2 Kerosine (einschließlich Flugturbinenkraftstoffe) 20 Chlor 26 Methanol 38 Wasserstoff Tabelle 2: Gefährliche Stoffe und deren Einstufungen entsprechend der Stoffliste in An- hang I der StörfallV 19 Beteiligte Anlagenarten In den Anlagen der chemischen Industrie/ Mineralölindustrie (Nr. 4 des Anhangs der 4. BImSchV, [9]) traten 69 % der Ereignisse auf. Hierbei waren die menschlichen Fehler mit 38 % die häufigste Ursache. An zweiter Position mit 11 % der Ereignisse kamen die Anlagen der metallverarbeitenden Industrie (Nr. 3 des Anhangs der 4. BImSchV) Die Pri- märursachen lagen hier im Bereich der technischen Fehler. Mit jeweils 5 % folgten die Anlagen der Wär- meerzeugung, Bergbau, Energie (Nr. 1 des Anhangs der 4. BImSchV), die Anlagen zur Oberflächenbehandlung (Nr. 5 des Anhangs der 4. BImSchV), die Abfallanlagen (Nr. 8 des Anhangs der 4. BImSchV) und La- geranlagen (Nr. 9 des Anhangs der 4. BImSchV). Bis Redaktionsschluss konnten 2 Ursachen (10 %) noch nicht mitgeteilt werden. Anlagenart entsprechend der Nummer im Anhang der 4. BImSchV – Primärursachen Anzahl der Ereignisse Ereignisse in % 19-Jahresdurchschnitt 1993 – 2011 in % 1 Wärmeerzeugung, Bergbau, Energie 1 5 3 technischer Fehler (Apparate/Armaturen) 1 - - 2 Steine und Erden, Glas … - - 1 3 Stahl, Eisen und sonstige Metalle einschließ- lich Verarbeitung (incl. Galvanik) 2 11 7 technischer Fehler (Apparate/Armaturen) 1 - - Ursachensuche wird fortgeführt 1 - - 4 Chemische Erzeugnisse, Arzneimittel, Mineral- ölraffination und Weiterverarbeitung 13 69 52 chemische Reaktion 2 - - Systemfehler / Auslegung 2 - - menschlicher Fehler (Reparaturarbeiten) 2 - - Bedienfehler (unterlassene Maßnahme) 1 - - technischer Fehler (mechanische Beschädi- gung) 1 - technischer Fehler (Rohr) 2 - physikalische Reaktion 1 - Korrosion 1 - - Ursachensuche wird fortgeführt 1 - - 5 Oberflächenbehandlung mit organischen Stof- fen … 1 5 1 Systemfehler / Auslegung 1 - - 6 Holz, Zellstoff - - 2 7 Nahrungs-, Genuss- und Futtermittel … - - 3 8 Verwertung und Beseitigung von Abfällen 1 5 7 Eingriff Unbefugter 1 - - 9 Lagerung, Be- und Entladen von Stoffen und Zubereitungen 1 5 13 Bedienfehler (unterlassene Maßnahme) 1 - - 10 Sonstiges - - 11 keine BImSchG Anlage - - >1 Tabelle 3: Anlagenarten und Primärursachen bei den gemeldeten Ereignissen im Jahr 2011 20 Ursachen Mit 37 % dominierten die „menschlichen Fehler“ insgesamt als Ursachenart, wobei mit 10,5 % Bedienfehler und System-/Ma- nagementfehler / Auslegung mit 16 % auf- traten. „Technische Fehler“ folgten mit insgesamt 26 % und bei 10,5 % der Ereignisse wird die Ursachensuche noch fortgeführt (siehe Ta- belle 4). Zu beachten ist, dass Ereignisse häufig auf mehreren Ursachen beruhen und daher die Zuordnung zu einer grundlegenden Ursache mitunter schwierig ist. Ursache Anzahl der Ereignisse Ereignisse in % 19-Jahres- durchschnitt 1993 – 2011 in % chemische Reaktion 2 10,5 14 System-/Managementfehler / Auslegung 3 15,8 2,5 Bedienfehler (unterlassene Maßnahme) 2 10,5 13 menschlicher Fehler (Reparaturarbeiten) 2 10,5 6 technischer Fehler (Apparate /Armaturen) 2 10,5 21 technischer Fehler (mechanische Beschädi- gung) 1 5,3 3 technischer Fehler (Rohr) 2 10,5 3 physikalische Reaktion 1 5,3 2 Korrosion 1 5,3 6 Eingriff Unbefugter 1 5,3 0,4 Ursachensuche wird fortgeführt 2 10,5 7 Tabelle 4: Primärursachen, nach StörfallV gemeldete Ereignisse 2011 Personenschäden, Sach-/Umweltschäden Tabelle 5 zeigt die Zusammenfassung der von den Ereignissen verursachten Perso- nenschäden, geordnet nach Personengrup- pen. Es gab keine Bei 14 Ereignissen traten innerhalb des Be- triebsbereichs Sachschäden auf. Die Ge- samtkosten betragen ca. 20 Mio. €*. Es wurden 4 Ereignisse mit Sachschäden au- ßerhalb des Betriebsbereichs gemeldet (Ge- samtkosten ca. 3 Mio. €*). Des Weiteren wurden 2 Umweltschäden innerhalb und 2 Umweltschäden außerhalb des Betriebsbe- reichs angezeigt (Gesamtkosten liegen hier bei ca. 644.000 €*). Todesfälle. * soweit bereits bekannt Verletzte inner- halb der Anlage Tote innerhalb der Anlage Verletzte außer- halb der Anlage Tote außerhalb der Anlage Beschäftigte 7 0 1 0 Beschäftigte von Fremdfirmen 0 0 0 0 Einsatzkräfte 0 0 0 0 Bevölkerung 0 0 0 0 Tabelle 5: Personenschäden bei den nach Störfall-Verordnung im Jahr 2011 gemeldete Ereignisse 21 3. Sonderbetrachtungen 3.1. Sonderbetrachtung von Störfälle und nicht meldepflichtige Ereignisse bei Galva- nik-Anlagen Da der Aufwärtstrend bei meldepflichtigen Ereignissen im Bereich der Anlagen zur Herstellung und Verarbeitung von Stahl, Ei- sen und sonstigen Metallen (Nr. 3 des An- hangs der 4. BImSchV) auch 2009 anhielt, hat das Umweltbundesamt im ZEMA-Jah- resbericht 2009 eine Sonderauswertung dieser Anlagengruppe vorgenommen. Aufgrund der besonderen Problematik der Galvanik-Anlagen im Hinblick auf melde- pflichtige und nicht meldepflichtige Ereig- nisse wird in diesem Jahr diese Teilgruppe einer gesonderten Einzelbetrachtung unter- zogen. Dabei werden im folgenden unter Galvanik- Anlagen Anlagen der Nummer 3.10 der 4. BImSchV subsummiert, da bei den melde- pflichtigen Ereignissen nicht immer zwi- schen den verschiedenen Anlagentypen der Nummer 3.10 der 4. BImSchV unterschie- den werden kann. Einige Eckdaten über den Galvanik-Sektor Nach unterschiedlichen, nicht überprüfba- ren Schätzungen existieren in Deutschland zwischen 2.000 und 2.500 Galvanik-Anla- gen. Nach den Erhebungen aus dem Jahr 2012 für die Berichtspflichten unter der Seveso- II-Richtlinie an die Europäischen Kommis- sion (eSPIRS 31.12.2011) sind von den insgesamt 2.398 Betriebsbereichen 182 Betriebsbereiche Galvanik-Anlagen1 • 115 Betriebsbereiche mit Grundpflichten (ca. 63 %) und (ca. 7,6 % aller Betriebsbereiche und ca. 7,3 bis 9,1 % aller Galvanik-Anlagen), davon: • 67 Betriebsbereiche mit erweiterten Pflichten (ca. 37 %). 1 “Processing of metals using electrolytic or chemi- cal processes” Aus den Berichtspflichten unter der IVU- Richtlinie [10] an die Europäische Kommis- sion existieren in Deutschland 9.188 IVU- Anlagen, davon 605 Galvanik-Anlagen (Stand 31.12.2011)2 Nach Störfall-Verordnung . Hierbei handelt es sich um größere Galvanik-Anlagen, die im förmlichen Genehmigungsverfahren immis- sionsschutzrechtlich genehmigt werden müssen. Hingegen existieren keine belastbaren An- gaben über die Anzahl der kleineren Galva- nik-Anlagen, die je nach Größe im verein- fachten Verfahren immissionsschutzrecht- lich genehmigungsbedürftig oder die nicht genehmigungsbedürftig sind. An diesen Zahlen wird aber deutlich, dass nicht einmal die großen Galvanik-Anlagen, die aufgrund ihrer Größe auch über ein er- hebliches Schadstoffinventar verfügen, der StörfallV unterfallen. nicht Eine störfallrechtliche Meldeplicht von Er- eignissen hat 2 Voraussetzungen: meldepflichtige Ereignisse • Anlage ist Betriebsbereich und • das Ereignis erfüllt die Kriterien des An- hangs VI Teil 1 StörfallV. Diese Situation hat einschneidende Konse- quenzen für die Information, die im Um- weltbundesamt über nicht meldepflichtige Unfälle in Galvaniken vorliegen: • Anzahl und Art der erfassten nicht mel- depflichtigen Ereignisse im UBA sind Zu- fallsfunde durch Internet-Recherchen. • UBA erhält in der Regel keine näheren In- formationen über nicht meldepflichtige 2 Anlagen der Nummer 2.6 des Anhangs I der IVU- Richtlinie: Anlagen zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen durch ein elektro- lytisches oder chemisches Verfahren, wenn das Volumen der Wirkbäder 30 m³ übersteigt 22 Ereignisse (wegen fehlender Rechts- grundlage). Damit ist hierüber keine belastbare Auswer- tung möglich, obwohl derartige – auch schwere – Unfälle in Galvaniken vergleichs- weise häufig sind. Wolfram Willand (Regie- rungspräsidium Freiburg, Außenstelle Do- naueschingen) hat in einer kürzlich veröf- fentlichten Publikation [11] aus seinen Voll- zugserfahrungen dargelegt, dass es bei Gal- vaniken ungewöhnlich häufig zu Unfällen kommt. Abbildung 13: Großbrand in der Galvanik in Erndtebrück (NRW) am 08.04.2013 (Diese Anlage ist kein Betriebsbereich gewesen!) [Foto: ©Jan-Ulrich Schweitzer, Hilchenbach) Nach Störfall-Verordnung meldepflichtige Ereignisse Infolge der Umeinstufung von Chromtrioxid von „giftig“ (T) auf „sehr giftig“ (T+ [12] ) durch die 29. ATP der Richtlinie 67/548/EWG (Richtlinie 2004/73/EG vom 29.04.2004, ) sanken die Schwellenwerte für Chrom- trioxid nach Anhang I der StörfallV, ab derer Anlagen unter den Geltungsbereich der Verordnung fallen, auf 5 t für die Grund- und 20 t für die erweiterte Pflichten. Da- durch sind zahlreiche Galvanik-Anlagen erstmals in den Geltungsbereich der Stör- fall-Verordnung gekommen. Der deutliche Anstieg der Anzahl der Gal- vaniken, die unter die Störfall-Verordnung fallen, findet seinen Niederschlag auch in der Anzahl der gemeldeten Ereignisse in Galvaniken. Aus der ZEMA-Datenbank re- sultieren zwei klar trennbare Zeiträume hin- sichtlich der Häufigkeit von Ereignissen: • von 1980 bis 2004: 4 Ereignisse • von 2005 bis 2013: 22 Ereignisse Von 2005 bis 2013 wurden in der ZEMA-Da- tenbank insgesamt 199 Ereignisse erfasst. Damit sind die Galvaniken mit ca. 10 % und damit überproportional an den pro Jahr ge- meldeten Ereignissen beteiligt, da sie nur ca. 7,6 % der Betriebsbereiche ausmachen. 23 Abbildung 14: Entwicklung der Anzahl der meldepflichtigen Ereignisse von 2005 bis 2013 Differenzierung der meldepflichtigen Ereignisse nach der Art der Meldepflicht Von den 22 Ereignissen, die die ZEMA von 2005 bis 2013 in Galvaniken registriert hat, entfielen 13 Meldungen auf Nr. I, d. h. auf Ereignisse mit Mindestmengen gefährlicher Stoffe oder mit Überschreitung vorgegebe- ner Schadensschwellen, 5 Ereignisse auf Nr. III, bei denen gefährliche Stoffe Schä- den oder Gefahren verursachten und 4 Er- eignis auf Nr. II, d. h. auf sonstige Ereig- nisse mit Lernpotential. Abbildung 15: Entwicklung der Gründe für die Meldung der Ereignisse in Galvaniken von 2005 bis 2013 24 Verteilung der Ereignisse auf Betriebsbe- reiche mit Grund- und erweiterte Pflichten Obwohl die Galvaniken, die Betriebsberei- che mit erweiterten Plichten darstellen, nur ca. 37 % der aller Galvanik-Betriebsberei- che ausmachen, sind diese zu 59 % und damit weit überproportional an den gemel- deten Ereignissen beteiligt. Die Ursachen dafür sind noch unklar. Abbildung 16: Verteilung der Ereignisse in Galvaniken von 2005 bis 2013 auf Betriebsberei- che mit Grund- und erweiterte Pflichten Ereignisarten Die größte Anzahl der Ereignisse waren Stofffreisetzungen (73 %), Brände (32 %), Explosionen (23 %); hierbei sind Doppel- nennungen möglich. Nach Stofffreisetzun- gen bei Ereignissen in Galvaniken kommt es deutlich häufiger zu Bränden und Explo- sionen als im Durchschnitt aller Branchen. Abbildung 17: Verteilung der Ereignisse in Galvaniken von 2005 bis 2013 auf die Art der mel- depflichtigen Ereignisse 25 Ursachen und beitragende Faktoren für die meldepflichtigen Ereignisse Bemerkenswert ist, dass „technische Feh- ler“ mit 43 % die Ursachen bei den Ereig- nissen in Galvaniken dominieren, gefolgt von „menschlichen Fehlern“ mit 29 % (sie- he Abbildung 18). Dies passt sehr gut zu den strukturellen Problemen dieses Sek- tors, auf die im Folgenden noch näher ein- gegangen wird (vgl. auch [11]). Erschreckend ist zudem, dass bei einem Viertel der Ereignisse die Ursache offen ist. Abbildung 18: Zuordnung der Ereignisse in Galvaniken von 2005 bis 2013 zu den Ursachen und beitragenden Faktoren Maßgebliche Betriebsvorgänge für die meldepflichtigen Ereignissen Der maßgebliche Betriebsvorgang ist der Prozess mit fast 70 % der Ereignisse. Dies unterstreicht das hohe Unfall- und Gefähr- dungspotential der Prozesse in der Galva- nik. Abbildung 19: Verteilung der Ereignissen in Galvaniken von 2005 bis 2013 auf die maßgebli- chen Betriebsvorgänge 26 An den Ereignissen beteiligte Störfallstoffe und ihre Gefährdungskategorie Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht, dass von den 22 Ereignissen an 15 Ereig- nissen sehr giftige und an 4 Ereignissen gif- tige Stoffe beteiligt waren (Mehrfachnen- nungen möglich). Bei den sehr giftigen Stof- fen bilden die Chrom(VI)-haltigen Stoffe die größte Gruppe. Abbildung 20: Zuordnung der an den Ereignissen beteiligten gefährlichen Stoffe zu Stoffkate- gorien Personenschäden, Sach-/Umweltschäden Das Ausmaß der Personenschäden bei en 22 Ereignissen seit 2005 unterstreicht die Gefährlichkeit der Ereignisse in Galvaniken. Bei 9 Ereignissen gab es Personenschäden: • Bei einem der Ereignisse gab es 2 Todes- fälle. • Außerdem gab es zahlreihe Verletzte, davon: 58 Verletzte innerhalb der Anlage und 20 Verletzte außerhalb der Anlage. Erfahrungsberichte der Sachverständigen im Sinne von § 29a BImSchG Die Sachverständigen im Sinne von § 29a BImSchG sind verpflichtet jährlich über die durchgeführten Prüfungen einen Erfah- rungsbericht zu erstellen und der zuständi- gen Behörde zu übermitteln. Der Ausschuss „Erfahrungsberichte“ der Kommission für Anlagensicherheit wertet diese Berichte jährlich aus. Von 2007 bis 2012 haben die Sachverstän- digen 46 Prüfungen bei Galvaniken berich- tet. Bei 63 % der Prüfungen wurden be- deutsame Mängel festgestellt. Die Schwer- punkte der Mängel lagen bei: • den organisatorischen Maßnahmen (ins- besondere der Betriebsorganisation), • der Auslegung der Anlagen und • dem Schutz vor Explosionen. Dieses Bild passt sehr gut zu den Unfallur- sachen, die bei den gemeldeten Ereignis- sen beobachtet wurden. 2 x Chrom(Vl)-oxid 3 x Chromsäure 1 x Schwarzchrom(III,VI)bad 1 x Inhalte der Galvanikbäder, von denen einige ausgelaufen sind. 1 x cyanidhaltiges Abwasser 1 x Kaliumcyanid 3 x Flusssäure 2 x Nitrose Gase 27 Schlussfolgerungen und mögliche Maßnahmen Die Ausgangssituation hinsichtlich des Un- fallgeschehens bei Galvaniken lässt sich folgendermaßen beschreiben: • Galvanik-Anlagen weisen ein hohes Schadstoffinventar und dementspre- chend ein großes Gefährdungspotential auf. • Störfallrechtlich meldepflichtige Ereig- nisse bilden nur die Spitze des Eisbergs. Gerade auch die vielen nicht melde- pflichtigen Unfälle belegen die Dring- lichkeit von Maßnahmen zur Verbesse- rung der Anlagensicherheit. • Maßnahmen zur Verbesserung der Anla- gensicherheit sind im Interesse aller; es handelt sich um eine klassische win- win-Situation für Betreiber, Versicherer, Öffentlichkeit wie Umwelt. Mögliche wie dringliche Ansatzpunkte für eine Verbesserung der Anlagensicherheit für Galvaniken sind u. a.: 1. Konsequente Umsetzung des vorsorgen- den Brandschutzes und Minimierung der potentiellen Brandlast Beispiele für mögliche Maßnahmen: • Der Einsatz von Säuren in Galvaniken führte in der Vergangenheit in der Re- gel zu kostengünstigeren Lösungen in Kunststoff statt Edelstahl. Deshalb sollte bei bestehenden Kunststoffabsaugungen eine ver- pflichtende Branderkennung und au- tomatisierte Löschungseinrichtung vorgesehen werden. Ferner sollten Absaugsysteme zumin- dest bei Neuanlagen bzw. Umbauten zwingend in Edelstahl ausgeführt werden. • Verpflichtende Frühwarnsysteme, Branderkennung und Löschanlagen • Realistische – d. h. über die Lösch- wasserrückhalte-Richtlinie [13] hin- ausgehenden – Löschwasserrück- haltung • Sonstige Brandrisiken sind zu mini- mieren, z. B. durch den Einsatz schwer entflammbarer Hydrauliköle, Analyse organisatorischer Risiken und baulicher Maßnahmen. 2. Inhärent sicherere Verfahrensalternati- ven sollten stärker genutzt und deren Entwicklung gefördert werden, z. B. über das Umwelt-Innovationsprogramm des BMUB. Beispiele geförderter Projekte: • Ersatz von Chrom(VI)-haltigen Verfah- ren durch Chrom(VI)-freie Verfahren • Substitution der cyanidischen Verzin- kung durch cyanidfreie Verfahren 3. Schaffung einer verbesserten Datenba- sis und Datenqualität für die Ursachen- analyse und damit für die (gezielte) Wei- terentwicklung des Standes der Sicher- heitstechnik Dies erfordert sowohl eine • Zusammenführung der vorhandenen Daten wie • Eine Verbreiterung der Datenbasis, z. B. durch Erweiterung der Erfassung und in Verbindung mit einer bundes- weiten Zusammenführung der Mel- dung von Unfällen Die Erfahrungen des Umweltbundesam- tes bzw. der ZEMA seit 1980 wie auch bei der Erfassung von Unfällen mit was- sergefährdenden Stoffen zeigen, dass • ohne eine bundesweite Meldepflicht Unfälle nicht ausreichend zentral er- fasst und ausgewertet werden und dass • ohne eine Kontrolle der Meldungen durch die zuständigen Behörden De- taillierungsgrad und Qualität von Mel- dungen für eine belastbare Auswer- tung meist kaum brauchbar sind. • Aus Sicht der ZEMA bedeutet das, auch über ein Absenken der Mengen- schwelle für die Meldepflicht von Er- eignissen nachzudenken. Dies hatte bereits die Europäische Kommission bei der Novellierung der Seveso-II- Richtlinie vorgeschlagen. 28 4. Wichtig ist aber auch, dass die Galvani- ken nicht durch eine wörtliche Über- nahme des Anhangs I der neuen Seveso- III-Richtlinie wieder aus dem Geltungs- bereich der StörfallV herausfallen. Die Erfahrungen im Vollzug der Störfall- Verordnung zeigen, dass die Einbezie- hung der Galvaniken in die Störfall-Ver- ordnung auch zu einer Sensibilisierung von Betreibern beigetragen hat (z. B. durch die Verpflichtung zur Erstellung eines Konzepts zur Verhinderung von Störfällen bzw. eines Sicherheitsberich- tes). Auch auf Verbandsebene ist die Problematik angekommen. Für die Novellierung der Störfall-Verord- nung stehen verschiedene, einfache Lö- sungen zur Verfügung: • alle „Chrom(VI)-Verbindungen“ insge- samt mit den Mengeschwellen 5 t für die Grund- und 20 t für die erweiterte Pflichten namentlich in den Anhang I der StörfallV aufzunehmen • als minimale Lösung nur die derzeitig als T+ • Denkbar wäre auch, Chrom(VI)-Ver- bindungen dort unter den namentlich eingestuften 5 Chrom(VI)-Ver- bindungen (Chromtrioxid CAS-Nr. 1333-82-0, Kaliumdichromat CAS-Nr. 7778-50-9, Ammoniumdichromat CAS-Nr. 7789-09-5, Natriumdichro- mat CAS-Nr. 7789-12-0 und 10588- 01-9 und sowie Natriumchromat CAS- Nr. 7775-11-3 und 10034-82-9) mit den Mengeschwellen 5 t für die Grund- und 20 t für die erweiterte Pflichten namentlich in den Anhang I der StörfallV aufzunehmen genannten Karzinogenen aufzufüh- ren. Um ferner zu vermeiden, dass auch be- stimmte Nickel-Verbindungen die „nur“ mit „T; R48/23“ eingestuft und gekenn- zeichnet sind, bei einer wörtlichen Über- nahme des Anhangs I der neuen Seveso- III-Richtlinie zukünftig aus dem Ab- schnitt H herausfallen, womit die nach altem Recht als „N; R50-53“ eingestuf- ten Stoffe in der Additionsregel nur noch unter den höheren Mengenschwellen für umweltgefährliche Stoffe des Abschnitts E berücksichtigt werden, sollte bei der Novellierung der Störfall-Verordnung fol- gende Regelung vorgesehen werden: • Namentliche Aufnahme von Nickel- sulfat, das wegen seiner Einstufung als „T; R48/23“ zurzeit unter die gif- tigen Stoffen fällt, mit den Meng- eschwellen 50 t für die Grund- und 200 t für die erweiterte Pflichten in den Anhang I der StörfallV 5. Darüber hinaus sollte der Stand der (Sicherheits-)Technik für Galvaniken rechtsverbindlich festgelegt werden, z. B. durch: • Festlegung von Anforderungen bei der anstehenden Novellierung der TA Luft für genehmigungsbedürftige An- lagen und • ggf. auch durch Festlegung von Anfor- derungen für nicht genehmigungsbe- dürftige Anlagen. 29 4. Schlussfolgerungen und Empfehlungen Aus der Analyse der Ereignisse können fol- gende allgemeine Schlussfolgerungen ge- zogen werden: 4.1. Entwicklung der Ereignisse in den Jahren von 1993 bis 2011 Entwicklung der Anzahl der Ereignisse von 1993 bis 2011 Im Vergleich zu 2010 ist die absolute An- zahl der Meldungen und somit auch die normierte Größe der Ereignisse pro Be- triebsbereich leicht abgefallen und kommt wieder in den Bereich des Jahres 2009.  Während zwischen 2005 bis 2008 24 bis 25 Ereignisse pro Jahr gemeldet wurden (2009 nur 16), waren es 2011 19. Damit ergibt sich ein Mittelwert von 11,1 Mel- dungen/(1.000 Betriebsbereiche*a) für 2005 bis 2011. Entwicklung der Beteiligung der Anlagen- arten an den Ereignissen von 1993 bis 2011 Mit 13 Meldungen (69 %) ist der Bereich der Chemischen Industrie und Mineralölin- dustrie 2011 am stärksten vertreten. Da- nach folgen die Anlagen zur Herstellung und Verarbeitung von Stahl, Eisen und sonstigen Metallen mit 11 %, gefolgt von den Anlagen zur Wärmeerzeugung und Energie, den Oberflächenbehandlungsan- lagen, den Anlagen zur Verwertung und Be- seitigung von Abfällen sowie den Lageran- lagen mit je 5 %. Abbildung 21: Verteilung der Ereignisse auf die Anlagenarten im Jahr 2011 30 Bei ca. 20 bis 25 Ereignissen pro Jahr sind starke statistische Schwankungen zu erwarten. Dennoch sei darauf hinge- wiesen, dass die Zahl der Ereignisse im Jahr 2011 in der Chemischen Industrie und Mineralölindustrie, bei Anlagen zur Herstellung und Verarbeitung von Stahl, Eisen und sonstigen Metallen sowie bei den Oberflächenbehandlungsanlagen deutlich über dem langjährigen Mittel lagen. Verteilung der an den Ereignissen betei- ligten Stoffe auf die Stoffkategorien von 2005 bis 2011 Der seit 2005 stabile Trend, dass die bei- den Gruppen der „sehr giftige und giftigen“ sowie „hoch entzündliche, leicht entzündli- che und entzündlichen“ Stoffe mit großem Anstand vor den „umweltgefährlichen“ und „explosionsgefährlichen und brandfördern- den“ Stoffe an Ereignissen beteiligt sind, setzte sich 2011 fort. Gegenüber den frühe- ren Jahren hat sich jedoch innerhalb der beiden Gruppen 2011 die Reihenfolge um- gekehrt, sodass 2011 im Unterschied zu den früheren Jahren folgende Reihung re- sultiert:  „hoch entzündlich, leicht entzündlich und entzündlich“ > „sehr giftig und gif- tig“ >> „explosionsgefährlichen und brandfördernden“ > „umweltgefährlich“. Abbildung 22: Verteilung der an den Ereignissen beteiligten Stoffe auf die Stoffkategorien von 2005 bis 2011 Entwicklung der Störfallursachen bei den Ereignissen von 2005 bis 2011 Führende Ursache 2011 sind die „mensch- lichen Fehler“. Die „technischen Fehler“ be- finden sich seit 2010 wieder in einem Auf- wärtstrend. Positiv ist das relativ niedrige Niveau der „noch offenen“ bzw. „nicht aufklärbaren“ Ursachen im Jahr 2011. 31 Abbildung 23: Entwicklung der Störfallursachen bei den Ereignissen von 2005 bis 2011 4.2. Sonderbetrachtung von Störfälle und nicht meldepflichtige Ereignisse bei Galva- nik-Anlagen Da Vollzugserfahrungen verdeutlichen, dass es bei Galvaniken ungewöhnlich häu- fig zu Unfällen kommt, wurde eine Sonder- betrachtung bei dieser Anlagenart vorge- nommen. Infolge der Umeinstufung von Chromtrioxid von „giftig“ (T) auf „sehr giftig“ (T+ Auffällig an der Auswertung der melde- pflichtigen Ereignisse ist insbesondere: ) in der EU im Jahr 2004 sanken die Schwellenwerte für Chromtrioxid nach Anhang I der Störfall- Verordnung, ab derer Anlagen unter den Geltungsbereich der Verordnung fallen, auf 5 t für die Grund- und 20 t für die erweiterte Pflichten. Dadurch sind zahlreiche Galva- nik-Anlagen neu in den Geltungsbereich der Störfall-Verordnung gekommen, so dass auch für eine größere Anzahl von Ereignis- sen bei Galvaniken erstmals detailliertere Informationen zur Verfügung standen.  Obwohl die Galvaniken, die Betriebsbe- reiche mit erweiterten Plichten darstel- len, nur ca. 37 % der aller Galvanik-Be- triebsbereiche ausmachen, sind diese zu 59 % und damit weit überproportio- nal an den gemeldeten Ereignissen be- teiligt.  Die größte Anzahl der Ereignisse waren Stofffreisetzungen (73 %), Brände (32 %), Explosionen (23 %). Nach Stoff- freisetzungen bei Ereignissen in Galvani- ken kommt es deutlich häufiger zu Bränden und Explosionen als im Durch- schnitt aller Branchen.  „Technische Fehler“ dominieren mit 43 % die Ursachen bei den Ereignissen in Galvaniken, gefolgt von „menschli- chen Fehlern“ mit 29 %. Dies passt sehr gut zu den Mängelschwerpunkten, die die Sachverständigen im Sinne von § 29a BImSchG beobachtet haben.  Der maßgebliche Betriebsvorgang ist der Prozess mit fast 70 % der Ereignisse. Dies unterstreicht das hohe Unfall- und Gefährdungspotential der Prozesse in der Galvanik.  Von den 22 Ereignissen waren an 15 Er- eignissen sehr giftige und an 4 Ereignis- sen giftige Stoffe beteiligt. Bei den sehr giftigen Stoffen sind bilden die Chrom(VI)-haltigen Stoffe die größte Gruppe. 32  Das Ausmaß der Personenschäden bei den 22 Ereignissen seit 2005 unter- streicht die Gefährlichkeit der Ereignisse in Galvaniken.  Von 2007 bis 2012 haben die Sachver- ständigen im Sinne von § 29a BImSchG 46 Prüfungen an Galvaniken berichtet. Bei 63 % der Prüfungen wurden bedeut- same Mängel festgestellt, wobei die Mängelschwerpunkte bei den organisa- torischen Maßnahmen, der Auslegung der Anlagen und dem Schutz vor Explo- sionen lagen. Die Beobachtungen der Sachverständigen passen sehr gut zu den Unfallursachen, die bei den gemel- deten Ereignissen beobachtet wurden. Die Analyse von Störfällen und nicht mel- depflichtigen Ereignissen bei Galvanik- Anlagen führt zu folgenden Schlussfolge- rungen:  Galvanik-Anlagen weisen ein hohes Schadstoffinventar und entsprechend großes Gefährdungspotential auf.  Störfallrechtlich meldepflichtige Ereig- nisse bilden nur die Spitze des Eisbergs. Auch die vielen nicht meldepflichtigen Unfälle belegen die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Verbesserung der Anla- gensicherheit.  Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Unfallauswertung und Überwachung sollten stärker systematisch bundesweit zusammengeführt und ausgewertet wer- den.  Deshalb ist es u. a. entscheidend, dass die Galvaniken nicht durch eine wörtli- che Übernahme des Anhangs I der neu- en Seveso-III-Richtlinie wieder aus dem Geltungsbereich der Störfall-Verordnung herausfallen.  Es sollte angestrebt werden, verbindli- che vorsorgende Maßnahmen nach dem Stand der Sicherheitstechnik für Galva- nik-Anlagen festzulegen.  Maßnahmen zur Verbesserung der Anla- gensicherheit sind im Interesse aller Be- teiligten. Es bedarf gemeinsamer An- strengungen aller Beteiligten, um die Si- tuation nachhaltig zu verbessern. 33 5. Literaturverzeichnis [1] Zwölfte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Störfall- Verordnung - 12. BImSchV), in der Fassung der Bekanntmachung vom 8. Juni 2005 (BGBl. I S. 1598), zuletzt geändert durch Artikel 1 der Verordnung vom 14. August 2013 (BGBl. I S. 3230) http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/bimschv_12_2000/gesamt.pdf [2] Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz (LAI), Leitfaden zur Erfassung, Aufklärung und Auswertung von Störfällen und Störungen des bestimmungsgemäßen Be- triebs im Sinne der Störfall-Verordnung von 1993 in der Fassung von 2009 http://www.lai-immissionsschutz.de/servlet/is/20172/LAI_ZEMA- Leitfaden_2009.pdf?command=downloadContent&filename=LAI_ZEMA- Leitfaden_2009.pdf [3] Richtlinie 96/82/EG des Rates vom 9. Dezember 1996 zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen, Amtsblatt der EG vom 14. Januar 1997, L 10, S. 13, http://eur- lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:1997:010:0013:0033:DE:PDF bzw. als konsolidierte Fassung einschließlich späterer Änderungen: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:01996L0082- 20120813&rid=2 [4] Richtlinie 2012/18/EU des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 4. Juli 2012 zur Beherrschung der Gefahren schwerer Unfälle mit gefährlichen Stoffen, zur Änderung und anschließenden Aufhebung der Richtlinie 96/82/EG des Rates, Amtsblatt der EU vom 24. Juli 2012, L 197, S. 1, http://eur- lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2012:197:0001:0037:DE:PDF [5] Störfall-Kommission beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit (SFK), Konzept zur Erfassung und Auswertung sicherheitsbedeutsamer Ereignisse des Arbeitskreises DATEN der SFK, Bericht SFK-GS-16 vom 24. Juli 1998 http://www.kas-bmu.de/publikationen/sfk/sfk_gs_16.pdf [6] Störfall-Kommission beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit (SFK), Erfassung und Auswertung sicherheitsbedeutsamer Ereignisse – Anwendung des Konzepts des Arbeitskreises DATEN in der Erprobungsphase, Bericht SFK-GS-20 vom 16./17. Juni 1999 http://www.kas-bmu.de/publikationen/sfk/sfk_gs_20.pdf [7] Kommission für Anlagensicherheit beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (KAS), Empfehlung für interne Berichtssysteme als Teil des Sicher- heitsmanagements gemäß Anhang III Störfall-Verordnung, Leitfaden KAS-8 vom 28. Ok- tober 2008 http://www.kas-bmu.de/publikationen/kas/KAS_8.pdf [8] Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2008 über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, zur Änderung und Aufhebung der Richtlinien 67/548/EWG und http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/bimschv_12_2000/gesamt.pdf� http://www.lai-immissionsschutz.de/servlet/is/20172/LAI_ZEMA-Leitfaden_2009.pdf?command=downloadContent&filename=LAI_ZEMA-Leitfaden_2009.pdf� http://www.lai-immissionsschutz.de/servlet/is/20172/LAI_ZEMA-Leitfaden_2009.pdf?command=downloadContent&filename=LAI_ZEMA-Leitfaden_2009.pdf� http://www.lai-immissionsschutz.de/servlet/is/20172/LAI_ZEMA-Leitfaden_2009.pdf?command=downloadContent&filename=LAI_ZEMA-Leitfaden_2009.pdf� http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:1997:010:0013:0033:DE:PDF� http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:1997:010:0013:0033:DE:PDF� http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:01996L0082-20120813&rid=2� http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:01996L0082-20120813&rid=2� http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2012:197:0001:0037:DE:PDF� http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2012:197:0001:0037:DE:PDF� http://www.kas-bmu.de/publikationen/sfk/sfk_gs_16.pdf� http://www.kas-bmu.de/publikationen/sfk/sfk_gs_20.pdf� http://www.kas-bmu.de/publikationen/kas/KAS_8.pdf� 34 1999/45/EG und zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006, Amtsblatt der EG vom 31. Januar 2008, L 353, S. 1, http://eur-lex.europa.eu/legal- content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32008R1272&qid=1401645103635&from=DE bzw. als konsolidierte Fassung einschließlich späterer Änderungen: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02008R1272- 20110419&rid=2 [9] Vierte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über genehmigungsbedürftige Anlagen - 4. BImSchV), vom 2. Mai 2013 (BGBl. I S. 973, 3756) http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/bimschv_4_2013/gesamt.pdf [10] Richtlinie 2008/1/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Januar 2008 über die integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung (kodifi- zierte Fassung) (IVU-Richtlinie), Amtsblatt der EG vom 29. Januar 2008, L 24, S. 8, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32008L0001&rid=1 bzw. als konsolidierte Fassung einschließlich späterer Änderungen: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02008L0001- 20090625&rid=1 [11] Willand, Wolfram [2014], Umgang mit Chemikalien in Galvaniken – Lehren aus Unfällen, Tedchnische Sicherheit, Bd. 4, H. 5, S. 10 - 13 [12] Richtlinie 2004/73/EG der Kommission vom 29. April 2004 zur neunundzwanzigsten An- passung der Richtlinie 67/548/EWG des Rates zur Angleichung der Rechts- und Verwal- tungsvorschriften für die Einstufung, Verpackung und Kennzeichnung gefährlicher Stoffe an den technischen Fortschritt, ), Amtsblatt der EU vom 30. April 2004, L 152, S. 1, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32004L0073&rid=3 bzw. die Berichtigung der Berichtigung siehe unter: http://eur-lex.europa.eu/legal- content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32004L0073R(02)&rid=1 [13] ARGEBAU, Richtlinie zur Bemessung von Löschwasser-Rückhalteanlagen beim Lagern wassergefährdender Stoffe (Löschwasser-Rückhalte-Richtlinie, LöRüRl), Fassung August 1992 http://www.is- argebau.de/IndexSearch.aspx?method=get&File=b8a84yy3y8b984808abb4yb8y9ya8ay yb9y884b94ya2a0a1aaa2ay484b80b8y0hlmyct5h5a4aoewc3kvmp2rk http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32008R1272&qid=1401645103635&from=DE� http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32008R1272&qid=1401645103635&from=DE� http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02008R1272-20110419&rid=2� http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02008R1272-20110419&rid=2� http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/bimschv_4_2013/gesamt.pdf� http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02008L0001-20090625&rid=1� http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02008L0001-20090625&rid=1� http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32004L0073R(02)&rid=1� http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32004L0073R(02)&rid=1� http://www.is-argebau.de/IndexSearch.aspx?method=get&File=b8a84yy3y8b984808abb4yb8y9ya8ayyb9y884b94ya2a0a1aaa2ay484b80b8y0hlmyct5h5a4aoewc3kvmp2rk� http://www.is-argebau.de/IndexSearch.aspx?method=get&File=b8a84yy3y8b984808abb4yb8y9ya8ayyb9y884b94ya2a0a1aaa2ay484b80b8y0hlmyct5h5a4aoewc3kvmp2rk� http://www.is-argebau.de/IndexSearch.aspx?method=get&File=b8a84yy3y8b984808abb4yb8y9ya8ayyb9y884b94ya2a0a1aaa2ay484b80b8y0hlmyct5h5a4aoewc3kvmp2rk� 35 Anhang 1 Internationales Fachsymposium „20 Jahre ZEMA – Information – Analyse – Vorsorge“ am 21. November 2013 im BMU in Bonn Tagungsunterlagen Dieser Anlage enthält die Tagungsunterlagen des Internationales Fachsymposium „20 Jahre ZEMA – Information – Analyse – Vorsorge“ am 21. November 2013 im BMU in Bonn. Übersicht über die Tagungsunterlagen 1. Einladungsflyer in deutscher und englischer Sprache ...................................................... 37 2. Diskussionspapier de Umweltbundesamt für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachsymposiums (einschließlich der Ergebnisse der Internetgestützte Umfrage unter den Nutzerinnen und Nutzern) .................................................................................................................. 41 3. Dr. Wolfgang Gierke, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit (BMU): Begrüßung und Eröffnung ........................................................................... 105 4. Dr. Jochen Uth, Sachverständiger für chemische Anlagensicherheit, ehemals Umwelt- bundesamt (UBA): „20 Jahre ZEMA – 20 Jahre Information, Analyse, Vorsorge“ .............. 111 5. Dipl.-Ing. Michael Kleiber, Umweltbundesamt (UBA): „Vorstellung der ZEMA‐Nutzerbefragung ................................................................................................. 125 6. Dr. Christian Balke, Dr. Thomas Schendler, Bundesanstalt für Materialforschung und –Prüfung (BAM): „Bedeutung der ZEMA für die Kommission für Anlagensicherheit und deren Ausschuss „Ereignisauswertung“ ................................................................. 135 7. Simon‐Pierre Eury, Bureau d’Analyse des Risques et Pollutions Industriels (BARPI), Frankreich: „Vorstellung der Datenbank ARIA“ .............................................................. 153 8. Dr. Linda Bellamy, White Queen BV, Niederlande: „Vorstellung der Datenbank Storybuilder“ ................................................................................................................ 165 9. Franz Josef Kolvenbach, Statistisches Bundesamt (DESTATIS): „Erhebung von Unfäl- len mit wassergefährdenden Stoffen in Deutschland“ ................................................... 185 10. Podiumsdiskussion „Bisherige Nutzung und zukünftige Anforderungen von öffentli- chen Informationsangeboten über (Beinahe)‐Störfälle“ ................................................. 199 (Hierüber sind keine schriftlichen Unterlagen verfügbar.) Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Podiumsdiskussion: • Simon‐Pierre Eury, Bureau d’Analyse des risques et Pollutions Industriels (BARPI), Frankreich • Dr. Konrad Fischer, Bayer HealthCare AG • Oliver Kalusch, BundesverbandBürgerinitiativen Umweltschutz e.V. 36 • Dr. Hans‐Joachim Uth, | Sachverständiger für chemische Anlagensicherheit, ehe- mals Umweltbundesamt (UBA) • Dr. Hans‐Peter Ziegenfuß, Regierungspräsidium Darmstadt Moderation: Dr. Dieter Cohors-Fresenborg, Umweltbundesamt (UBA) 11. Dr. Dieter Cohors-Fresenborg, Umweltbundeamt (UBA): „Zusammenfassung und Aus- blick“ (Hierüber sind keine schriftlichen Unterlagen verfügbar.) 12. What ist MAHB?“ Eine Information über das Major Accident Hazards Bureau de Joint Research Centre der Europäischen Kommission ...................................................................................... 203 13. Relational Information System for Chemical Accidents Database (RISCAD), Japan .......... 209 Einladung zum Fachsymposium  Veranstaltungsort    Bundesministerium  für Umwelt, Naturschutz und  Reaktorsicherheit (BMU)  Robert‐Schuman‐Platz 3  53175 Bonn  Raum 1150    Anreise  Die  Anreise  mit  öffentlichen  Verkehrsmitteln— auch wegen der geringen Anzahl von Parkplätzen  in der Umgebung des BMU—wird empfohlen.    Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab Bonn  Hauptbahnhof: U‐Bahn Linie 66 Bad Honnef oder  Königswinter; Ausstieg an der Haltestelle Robert‐ Schuman‐Platz 3.  „20 Jahre Zentrale Melde– und   Auswertestelle für Störfälle und   Störungen in verfahrenstechnischen   Anlagen (ZEMA)      am 21.11.2013    im Bundesumweltministerium   Robert‐Schuman‐Platz 3  53175 Bonn     Weitere Angaben zur Anreise finden Sie unter:  http://www.bmu.de/bmu/anschriften/anfahrtsbe‐ schreibung‐zum‐dienstsitz‐bonn/  Anmeldung  Die Teilnahme ist für Sie kostenlos.  Bitte melden Sie sich schriftlich oder per E‐Mail   unter  zema@gfi‐umwelt.de an.   Die Zahl der Teilnahmeplätze ist begrenzt.      Kontakt  E‐Mail:     zema@gfi‐umwelt.de   Fax:      +49 022289719213       Hotelliste  http://www.bonn‐region.de/GFI     dort dann     klicken.     Briefpost    Umweltbundesamt    FG III 2.3 Anlagensicherheit    Wörlitzer Platz 1    06844 Dessau‐Roßlau    mailto:zema@gfi-umwelt.de� mailto:zema@gfi-umwelt.de� http://www.bonn-region.de/GFI� Informationen zur Veranstaltung      Sehr geehrte Damen und Herren,    nach  20  Jahren  Störfallerfassung  und  Aus‐ wertung  ist es an der Zeit, einerseits zu prü‐ fen, ob wir den mit der ZEMA verbundenen  Anspruch einlösen konnten. Andererseits  ist  es unser Ziel, unsere ZEMA‐Angebote an den  heutigen,  sicherlich  veränderten  Bedürfnis‐ sen  und  Erwartungen  der Nutzerinnen  und  Nutzer anzupassen. Neben der Aufbereitung  von  meldepflichtigen  Ereignissen  soll  auch  die Möglichkeit  der  Einbeziehung  von  nicht  meldepflichtigen  Ereignissen  in  die  öffentli‐ chen ZEMA‐Angebote erörtert werden.       Deshalb möchten wir Sie sehr herzlich zu un‐ serem Fachsymposium einladen.     Wir  haben  zu  diesem  Fachsymposium  auch  internationale  Gäste  eingeladen,  die  ähnli‐ che  Informationssysteme wie  unsere  ZEMA  anbieten, um voneinander zu lernen und un‐ sere Zusammenarbeit zu intensiveren.      Den  Programmentwurf  finden  Sie  nebenseitig.  Wir würden uns  sehr über  Ihre Teilnahme  freu‐ en.   Fachsymposium: „20 Jahre Zentrale Melde– und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen (ZEMA)“  Programmentwurf (Stand 21.11.2013) 09:00 Uhr:   Begrüßung/Eröffnung   Dr. Wolfgang Gierke | Bundes‐ ministerium für Umwelt, Natur‐ schutz und Reaktorsicherheit   09: 15 Uhr:   20 Jahre ZEMA – 20 Jahre Infor‐ mation, Analyse, Vorsorge   Dr. Jochen Uth, Roland Fendler,  Michael Kleiber | Umweltbun‐ desamt (UBA)   09:45 Uhr:   Vorstellung der ZEMA‐Nutzer‐ befragung 2013   Michael Kleiber | Umweltbun‐ desamt (UBA) )   10:15 Uhr:  Bedeutung der ZEMA für die  Kommission für Anlagensicher‐ heit und deren Ausschuss „Er‐ eignisauswertung“  Dr. Christian Balke /    Dr. Thomas Schendler | Bundes‐ anstalt für Materialforschung  und –Prüfung (BAM)   10:45 Uhr:       Kaffeepause  11:15 Uhr:  Vorstellung der Datenbank  ARIA  Simon‐Pierre Eury | Bureau d’A‐ nalyse des Risques et Pollutions  Industriels (BARPI), Frankreich  11:45 Uhr:  Vorstellung der Datenbank  Storybuilder   Dr. Linda Bellamy | White  Queen BV, Netherlands      12:15 Uhr:   Erhebung von Unfällen mit was‐ sergefährdenden Stoffen in  Deutschland   Franz Josef Kolvenbach | Statis‐ tisches Bundesamt (DESTATIS)   12:45 Uhr:       Mittagspause  13:45 Uhr:   Podiumsdiskussion „Bisherige  Nutzung und zukünftige Anfor‐ derungen von öffentlichen In‐ formationsangeboten über  (Beinahe)‐Störfälle“    Simon‐Pierre Eury | Bureau d’A‐ nalyse des risques et Pollutions  Industriels (BARPI), Frankreich    Oliver Kalusch | Bundesverband  Bürgerinitiativen Umweltschutz  e.V.     Dr.‐Ing. Peter G. Schmelzer,  Dr. Konrad Fischer |   Bayer HealthCare AG      Dr. Hans‐Joachim Uth | Sach‐ verständiger für chemische An‐ lagensicherheit, ehemals Um‐ weltbundesamt     Dr. Hans‐Peter Ziegenfuß | Re‐ gierungspräsidium Darmstadt   15:45 Uhr:  Zusammenfassung und Ausblick  Dr. Dieter Cohors‐Fresenborg |  Umweltbundesamt (UBA)   Ende 16:00 Uhr  Invitation to the Symposium  Venue  Bundesministerium  für Umwelt, Naturschutz und  Reaktorsicherheit (BMU)  Robert‐Schuman‐Platz 3  53175 Bonn  Raum 1150    Arrival  The  Travelling  by  public  transport  is  recom‐ mended because of  the  small number of parking  spaces in the vicinity of the BMU.    Arriving by public  transport  from Bonn main  sta‐ tion: Metro Line 66 Bad Honnef or Königswinter;  get off at Robert‐Schuman‐Platz.  „20 Years of Central Reporting and  Evaluation Office for Major Accidents  and Incidents in Process Engineering  Facilities (ZEMA)“      on 21/11/2013     Bundesumweltministerium   Robert‐Schuman‐Platz 3  53175 Bonn, Germany  Simultaneous translation English / German  More information on the arrival is available at the web  page:  http://www.bmu.de/bmu/anschriften/anfahrtsbe‐ schreibung‐zum‐dienstsitz‐bonn/  Registration  Participation is free.  Please register by letter post or e‐mail to  zema@gfi‐umwelt.de.   The number of places of participation  is  lim‐ ited.      Contact  E‐Mail:     zema@gfi‐umwelt.de   Fax:      +49 022289719213       Accommodation  http://www.bonn‐region.de/GFI  then click on      Letter post    Umweltbundesamt    FG III 2.3 Anlagensicherheit    Wörlitzer Platz 1    06844 Dessau‐Roßlau, Germany    mailto:zema@gfi-umwelt.de� mailto:zema@gfi-umwelt.de� http://www.bonn-region.de/GFI� Information for event    Ladies and Gentlemen,  after 20 years incident detection and evalua‐ tion,  it  is  time  to  consider  whether  we  achieved  the  targeted  standards  with  our  ZEMA  supply  of  services.  Furthermore,  it  is  our  goal  to  adapt  the  ZEMA  to  the  current  needs and expectations of our users. In addi‐ tion  to  the  information on major accidents,  we  would  like  to  discuss  the  possibility  to  include  information  on  incidents  in  the  ZEMA.   Therefore, we would like to invite you to our  symposium.    To make it an opportunity to learn from each  other and to intensify our cooperation inter‐ national  experts, who  host  similar  informa‐ tion systems to our ZEMA, are invited to pre‐ sent their information systems.   A draft programme can be found on the next  page. We would welcome your participation.   Simultaneous translation English / German  Symposium: „20 Years of Central Reporting and Evaluation Office for Major Accidents and Incidents in Process Engineering Facilities (ZEMA)“  Draft programme (21/11/2013)   09:00:   Welcome / Opening  Dr. Wolfgang Gierke | Bundesmi‐ nisterium für Umwelt, Naturschutz  und Reaktorsicherheit (BMU)  09:15:   ZEMA 20 years ‐ 20 years informa‐ tion, analysis, prevention  Dr. Jochen Uth, Roland Fendler,  Michael Kleiber | Umweltbunde‐ samt (UBA)   09:45:   Presentation of ZEMA User Survey  2013   Michael Kleiber | Umweltbunde‐ samt (UBA)   10:15:  Importance of ZEMA for the Com‐ mission on Plant Safety  Dr. Christian Balke  /   Dr. Thomas Schendler | Bunde‐ sanstalt für Materialforschung und  –prüfung (BAM)   10:45:  Coffee Break  11:15:  Presentation of the database  ARIA  Simon‐Pierre Eury | Bureau d’Ana‐ lyse des risques et Pollutions In‐ dustriels (BARPI), France  11:45:  Presentation of the Storybuilder  database   Dr. Linda Bellamy | White Queen  BV, Netherlands     12:15:   Survey of accidents with water  pollutants  substances in Germany   Franz Josef Kolvenbach | Statisti‐ sches Bundesamt (DESTATIS)   12:45:   Lunch  13:45:   Panel discussion "Previous use  and future requirements of public  information services regarding  major accidents and incidents"     Simon‐Pierre Eury | BARPI, Mi‐ nistry of Environment, France    Oliver Kalusch | Bundesverband  Bürgerinitiativen Umweltschutz  e.V.     Dr.‐Ing. Peter G. Schmelzer /   Dr. Konrad Fischer |   Bayer HealthCare AG     Dr. Hans‐Joachim Uth | Sachver‐ ständiger für chemische Anlagensi‐ cherheit, ehemals Umweltbundes‐ amt     Dr. Hans‐Peter Ziegenfuß | Regie‐ rungspräsidium Darmstadt   15:45:  Summary and Outlook  Dr. Dieter Cohors‐Fresenborg |  Umweltbundesamt (UBA)   End 16:00      41 Zentrale Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen (ZEMA) des Umweltbundesamtes Diskussionspapier für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachsymposiums am 21. November 2013 im BMU in Bonn 20 Jahre ZEMA – Information – Analyse – Vorsorge UMWELTBUNDESAMT Fachgebiet „Anlagensicherheit“ 42 Danksagung Wir möchten uns bei allen sehr herzlich bedanken, die mit ihren Informationen und Hinweisen zu diesem Hintergrundpapier beigetragen haben. Unser besonderer Dank gilt Herrn Dr.-Ing. Peter Davids (ehemals UBA und Landesumweltamt Nordrhein- Westfalen bzw. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW), Herrn Dipl.-Phys. Herbert Ludwig (ehemals BMU), Herrn Dr.-Ing. Michael Lange (ehemals UBA), Herr Dr. Hans-Joachim Uth (ehemals UBA) für ihre wertvollen Hinweise zur Entwicklung der systematischen Erfassung von Störfällen in Deutschland und der Entstehung der ZEMA. Abbildungsnachweis: Umschlagbild: Nahaufnahme des Kraters der Explosion im BASF Zweigwerk Ludwigshafen-Oppau, Deutschland am 21. September 1921, Autor: Martin Leick (1855-1926), aus Wikipe- dia am 7.10.2013 unter: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nahaufnahme_Krater_Oppau_1921_1b.jpg. Herausgeber: Umweltbundesamt Wörlitzer Platz 1 06844 Dessau-Roßlau Redaktion: Fachgebiet III 2.3 „Anlagensicherheit“ Zentrale Melde-und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen (ZEMA ) Dr. Dieter Cohors-Fresenborg, Michael Kleiber Redaktionsschluss: Dessau-Roßlau, 21. November 2013 Die Angaben in diesem Bericht sind nach bester wissenschaftlicher Praxis recher- chiert. Für die Folgen aus der Verwendung der Informationen kann jedoch keine Ver- antwortung übernommen werden. Bei Fehlern/Ungenauigkeiten bitten wir die Leserinnen und Leser um Mitwirkung! Bit- te informieren Sie uns umgehend, um notwendige Korrekturen vornehmen zu kön- nen! http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nahaufnahme_Krater_Oppau_1921_1b.jpg� 43 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 45 2. Wozu eine Erfassung und Auswertung von Störfällen in Industrieanlagen? 49 3. Zentrale Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfah- renstechnischen Anlagen (ZEMA) des Umweltbundesamtes 52 3.1. Die Entstehung der ZEMA 52 3.2. Erfassung und Analyse von störfallrechtlich meldepflichtigen Ereignissen in Deutschland – die ZEMA-Onlinedatenbank 54 3.2.1. Der Meldeweg und die Aufgabenverteilung zwischen Bund und Ländern 54 3.2.2. Was sind störfallrechtlich meldepflichtige Ereignisse? 56 3.2.3. Erfassung von Ereignissen im Rahmen der EU-Seveso-Richtlinie 58 3.3. Informationssystem zum Stand der Sicherheitstechnik – INFOSIS der ZEMA 58 3.4. AIM-Newsletter 58 3.5. Auswertung störfallrechtlich nicht meldepflichtiger Ereignisse und News- letter 59 3.6. Datenbank DOSIS (Dokumentationssystem zum Stand der Sicherheits- technik) 62 4. Zusammenfassende Auswertung störfallrechtlich meldepflichtiger Ereignis- se von 1991 bis 2012 64 4.1. Entwicklung der meldepflichtigen Ereignisse von 1991 bis 2012 64 4.1.1. Qualität der Ereignismeldungen 64 4.1.2. Anzahl und Meldetyp der Ereignisse 64 4.1.3. Veröffentlichung der vollständigen Ereignisdatenblätter 68 4.2. Statistische Auswertung der meldepflichtigen Ereignissen von 1991 bis 2012 68 4.2.1. Ereignisarten bei meldepflichtigen Ereignissen 69 4.2.2. Betriebsvorgänge bei meldepflichtigen Ereignissen 69 4.2.3. Anlagenarten bei meldepflichtigen Ereignissen 70 4.2.4. Störfallstoffe und ihre Gefährdungskategorie bei meldepflichtigen Ereig- nissen 71 4.2.5. Ursachenarten bei meldepflichtigen Ereignissen 71 4.2.6. Personenschäden, Sach-/Umweltschäden bei meldepflichtigen Ereig- nissen 71 4.2.7. Zusammenfassendes Ergebnis aus 20 Jahren ZEMA 72 5. Aktuelle Nutzung der ZEMA-Informationsangebote 75 5.1. Nutzung der Internetangebote der ZEMA 75 5.2. Ergebnisse der Befragung der Nutzer/innen der ZEMA-Datenbank 76 5.3. Anfragen und Beratung 77 6. Bisheriger Nutzen der ZEMA und zukünftige Herausforderungen an die Weiterentwicklung der ZEMA-Informationsangebote 78 44 6.1. Erfassung, Auswertung und Veröffentlichung von Ereignisdaten 78 6.2. Bedeutung der ZEMA für die Weiterentwicklung des Standes der Sicher- heitstechnik 79 6.3. Verbesserung und Verbreiterung der Datenbasis 80 7. Ausblick 84 8. Abkürzungsverzeichnis 85 9. Literaturverzeichnis 87 Anlage: Auswertung der „Nutzerbefragung anlässlich 20 Jahre ZEMA“ durch die enuvo GmbH (Schweiz) vom Juni 2013 (ohne Anhang) 91 45 1. Einleitung Mit der Störfall-Verordnung (12. BImSchV, StörfallV) vom 27. Juni 1980 [1] wurden mit dem § 11 bundeseinheitliche Meldepflichten über Störfälle eingeführt. Diese Stör- fallmeldungen wurden aber nur bei den zuständigen Länderbehörden verwaltet. Seit 1980 erfasst das Umweltbundesamt (UBA) meldepflichtige Ereignisse und sam- melt Informationen über nicht meldepflichtige Ereignisse. Wegen der fehlenden Ver- pflichtung der Länderbehörden zur Weitergabe von Informationen über meldepflichti- ge Ereignisse hat das Umweltbundesamt damals nur Informationen über einzelne Störfälle erhalten. Mit der ersten Seveso-Richtlinie (82/501/EWG) der EU [2] wurde eine entsprechende Pflicht der Betreiber zur Meldung „schwerer Unfälle bei bestimmten Industrietätigkei- ten“ durch deren Artikel 10 auch europarechtlich verbindlich. Artikel 10 und 11 ver- pflichteten die Mitgliedstaaten zur Analyse der Ursachen dieser Ereignisse, zur Ab- gabe von Empfehlungen zu ihrer Vermeidung und zur Weiterleitung von Informatio- nen über die Ereignisse an die Europäische Kommission. Diese Anforderungen wur- den im Rahmen der nachfolgenden Fortschreibungen der Seveso-Richtlinie weiter ausgebaut. Seit der Störfall-Verordnung von 1991 [3] erfolgt eine systematische Erfassung und datentechnische Aufarbeitung aller meldepflichtigen Ereignisse in Deutschland durch das Umweltbundesamt. Die Erfassung der „schweren Unfälle“, Analyse derselben und Abgabe von Empfehlungen ist eine Aufgabe der Länder, während der Bund für die Zusammenführung der geforderten Informationen und deren Weiterleitung an die Europäische Kommission zuständig ist. Mit der Schaffung der „Zentralen Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störun- gen in verfahrenstechnischen Anlagen“ (ZEMA) des Umweltbundesamtes im Rah- men einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern [4] ist dafür 1993 auch ein ver- bindlicher, organisatorischer Rahmen geschaffen worden. 2013 besteht damit die ZEMA 20 Jahre. Mit der im Februar 2004 eingeführten ZEMA-Onlinedatenbank werden die seit 1980 verfügbaren Ereignisinformationen außerdem über das Internet der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. 2013 jährt sich auch zum 20. Mal einer der bedeutendsten Störfälle bei Chemieanla- gen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. In Folge einer Reihe von Bedienungsfehlern im Werk Griesheim der Hoechst AG wurden bei der Synthese von o-Nitroanisol aus o-Nitrochlorbenzol am 22. Februar 1993 etwa 11,8 Tonnen eines chemischen Gemischs von zunächst unbekannter Zusammensetzung freigesetzt (vorwiegend Nitroaromaten und verschiedene Azoverbindungen; Hauptkontaminant o-Nitroanisol). Ein Teil der freigesetzten Substanzen waren im Tierversuch als krebs- erzeugend eingestuft. Das Krisenmanagement und besonders die Kommunikationspolitik des Unterneh- mens stießen in der Öffentlichkeit auf scharfe Kritik. Rechtliche Verpflichtungen zu Langzeituntersuchungen der Folgen der Freisetzung durch den Anlagenbetreiber be- standen nicht, so dass staatliche Stellen entsprechende Untersuchungen durchge- führt haben; einige Langzeituntersuchungen wurden erst in den letzten Jahren abge- schlossen, einzelne Untersuchungen laufen noch [5]. In den nächsten Wochen nach dem Störfall vom 22. Februar 1993 ereigneten sich zwei weitere Unfälle im Werk Höchst [6]: • Am 15. März 1993 kam es bei Wartungsarbeiten an einem gekapselten Förder- band zu einer Methanol-Explosion, bei der ein Mitarbeiter getötet und ein weiterer schwer verletzt wurde. 46 • Am 2. April traten aus einem gebrochenen Glasrohr mehrere hundert Kilogramm der stark ätzenden Substanz Oleum aus, die in einer Wolke Richtung Kelsterbach und Flughafen Frankfurt zogen. Die Hoechster Unfallserie hat – wie auch andere Ereignisse – gezeigt, wie wichtig Transparenz und Partizipation über den gesamten Lebensweg einer Industrieanlage von der Planung bis zu einer möglichen Stilllegung für ihre Akzeptanz in der Bevölke- rung sind. Dies gilt besonders für Krisenmanagement und Kommunikationspolitik bei Unfällen. Rückhaltlose Aufklärung und Analyse der Ursachen wie der Folgen ist zu- dem eine wichtige Voraussetzung für die Vermeidung von Unfällen und die Begren- zung ihrer Auswirkungen. Die Erfassung, Auswertung und Veröffentlichung von „Störfällen und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen“ erfordert einen erheblichen Aufwand im Umwelt- bundesamt. Die Zusammenführung der Informationen über „schwere Unfälle“ und Weiterleitung an die Europäische Kommission ist dabei eine europarechtliche Verpflichtung, die die ZEMA für Deutschland erfüllt. In der Europa gibt es nur wenige Staaten (z. B. Frankreich mit der Datenbank ARIA [7] und die Niederlande mit der Datenbank Storybuilder [8]), die wie Deutschland ein nationales, kostenlos öffentlich zugängliches Online-Informationssystem über Störfäl- len in Industrieanlagen anbieten. Damit stellt sich die Frage, ob der Aufwand für die nationale Auswertung und Veröf- fentlichung von Ereignissen in Deutschland gerechtfertigt ist. Das Umweltbundesamt orientiert sich am Leitbild „Nachhaltige Produktion”, einem Kernelement Nachhaltiger Entwicklung. Das Leitbild der Nachhaltigen Produktion geht von der Vorstellung aus, dass soziale Verantwortung, wirtschaftliche Leistungs- fähigkeit und der Schutz der natürlichen Umwelt untrennbar zusammengehören. Bei der Herstellung von Produkten durch Industrie und Gewerbe werden Umweltgüter wie Energie, Rohstoffe oder Flächen in Anspruch genommen sowie Schadstoffe in die Umweltmedien Boden, Luft und Wasser emittiert. Dies betrifft nicht nur den be- stimmungsgemäß Betrieb; vielmehr müssen auch Störungen in verfahrenstechni- schen Anlagen berücksichtigt werden, können diese doch erhebliche Auswirkungen für Mensch und Umwelt sowie Sachgüter haben. Deshalb stellt die Gewährleistung eines sicheren und zuverlässigen Betriebsablaufs ein zentrales Anliegen der Anlagensicherheit dar. Eine inhärent sichere Produktion, d. h. eine Produktionsweise, die bereits das Entstehen von Gefahrenpotentialen vermeiden will und bei einer Störung automatisch in einen sicheren Zustand zurück- kehrt, ist dabei vielleicht so etwas wie die Vision der Anlagensicherheit, ein Teilleitbild für die Nachhaltige Produktion. Es geht dem Umweltbundesamt in seiner Arbeit darum, Leitplanken auf dem Weg zu einer Nachhaltigen Produktion durch eine Weiterentwicklung des Standes der Tech- nik bzw. des Standes der Sicherheitstechnik zu setzen. Die Analyse von betriebli- chen Störungen und Unfällen ermöglicht es, Hinweise auf Schwachstellen in der be- stehenden Anlagen- und Prozesskonzeption oder Betriebsorganisation zu gewinnen. Sie ermöglicht es, • die Sicherheitstechnik, bzw. -organisation, • das Verhalten technischer Systeme sowie • das Verhältnis von Mensch und Technik zu optimieren und 47 damit den Stand der Sicherheitstechnik weiterzuentwickeln. Dies erfordert eine systematische Auswertung von Ereignissen, die die Erfassung re- levanter Ereignisse voraussetzt. Aus diesem Grunde bildet die Arbeit der ZEMA ein wesentliches Element der Arbeit des Umweltbundesamtes auf dem Gebiet der Anlagensicherheit. Kernaufgaben der ZEMA sind: • Erfassung, Auswertung und Veröffentlichung von Ereignismeldungen; • Auswertung von nationalen und internationalen Störfällen; • Herausgabe von Jahresberichten über die deutschen meldepflichtigen Ereignisse; • Informationsaustausch mit anderen Störfallauswertestellen im In- [z. B. Bund/Län- der-Ausschuss „Anlagenbezogener Immissionsschutz / Störfallvorsorge“ (AISV), Kommission für Anlagensicherheit (KAS)] und Ausland [z. B. EU, UNECE, OECD, United States Environmental Protektion Agency (EPA), US Chemical Safety Board (CSB)]; • Internationale Berichtspflichten zur Anlagensicherheit, insbesondere an die Euro- päische Kommission und UNECE); • Erstellung von Auswertungen und Sondergutachten. Das Umweltbundesamt verfolgt mit der Arbeit der ZEMA insbesondere folgende Zie- le: • Transparenz und Partizipation sind Grundprinzipien einer modernen Gesellschaft. Daher ist es selbstverständlich, dass die Nachbarn wie die interessierte Öffentlich- keit einen Anspruch haben zu erfahren, wie sicher die Anlagen in Deutschland be- trieben werden. Dazu gehört auch zu informieren, welche Folgen ein Störfall ha- ben kann und im Fall eines konkreten Ereignisses hatte sowie welche Maßnah- men zu Beseitigung von Schäden unternommen worden sind. Eine derartige Transparenz ist eine Grundvoraussetzung für die Akzeptanz von Anlagen bei ihren Nachbarn. • Die Informationen über meldepflichtige Ereignisse stehen mit der ZEMA-Online- datenbank der interessierten Öffentlichkeit wie auch für Forschung und Entwick- lungen auf dem Gebiet der Anlagensicherheit zur Verfügung. • Eine Zielsetzung der zentralen Erfassung und Auswertung von Ereignissen ist die Ableitung von verallgemeinerbaren Erkenntnissen zur Weiterentwicklung des Standes der Sicherheitstechnik und der Erarbeitung von Arbeitshilfen für Betreiber und Behörden. • Durch den Austausch auf europäischer [Major Accident Hazards Bureau (MAHB), eMARS] und internationaler Ebene (insbesondere OECD, UNECE) werden die deutschen Erkenntnisse auch über Deutschland hinaus nutzbar und können um- gekehrt Erfahrungen in anderen Staaten bei der Weiterentwicklung der Anlagensi- cherheit in Deutschland genutzt werden. 20 Jahre ZEMA bedeuten 20 Jahre: Information: Erfassung und Veröffentlichung von Ereignisdatenblättern über Stör- fälle und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen, Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit, Bereitstellung von Daten für Betreiber, Behörden, Sachverständige und Forschung, 48 Analyse: der Ursachen von Ereignissen und Ableitung von Möglichkeiten, sol- che Ereignisse zu vermeiden und Vorsorge: Weiterentwicklung des Standes der Sicherheitstechnik und der Erar- beitung von Arbeitshilfen für Betreiber und Behörden Nach 20 Jahren ZEMA ist es an der Zeit – zumal im „Jahr der Luft“ –, einerseits Bi- lanz zu ziehen, • inwieweit die ZEMA den gesetzten Ansprüchen an die Erfassung, Auswertung und Veröffentlichung von Ereignisdaten gerecht werden konnte und • welchen Nutzen die Arbeit der ZEMA für die Weiterentwicklung des Standes der Sicherheitstechnik hatte. Andererseits gilt es zu analysieren, • welche zukünftige Herausforderungen sich an die Weiterentwicklung der ZEMA- Informationsangebote stellen und • wie die ZEMA-Angebote an die heutigen, sicherlich veränderten Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzerinnen und Nutzer anzupassen sind. Um diese Fragestellungen zu erörtern, organisiert die ZEMA für den 21. November 2013 im BMU in Bonn das Fachsymposium von BMU und UBA „20 Jahre Zentrale Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstechnischen An- lagen (ZEMA)“ mit internationaler Beteiligung. Neben der Aufbereitung von melde- pflichtigen Ereignissen soll auch die Möglichkeit der Einbeziehung von nicht melde- pflichtigen Ereignissen in die öffentlichen ZEMA-Angebote erörtert werden. Die ZEMA hat zu diesem Fachsymposium internationale Gäste eingeladen, die – wie die ZEMA – kostenlose, öffentliche Informationssysteme über Unfälle in Industrieanlagen anbieten, um voneinander zu lernen und unsere Zusammenarbeit zu intensiveren. Mit diesem Diskussionspapier will die ZEMA einige Hintergrundinformationen über die Erfassung und Analyse von Ereignissen sowie Anregungen für die daraus zu entwickelnden Konsequenzen vorstellen und so eine bessere Grundlage für die Dis- kussion über die Weiterentwicklung der ZEMA-Informationsangebote auch auf dem Fachsymposium bieten. 49 2. Wozu eine Erfassung und Auswertung von Störfällen in Indust- rieanlagen? Die Unfallforschung und die Verankerung vorsorgender Maßnahmen nach dem Stand der (Sicherheits-)Technik verfolgen das Ziel, Unfälle in verfahrenstechnischen Anlagen von vorneherein zu vermeiden. Die Analyse von betrieblichen Störungen und Unfällen ermöglicht es, Hinweise auf Schwachstellen in der bestehenden Anla- gen- und Prozesskonzeption oder Betriebsorganisation zu gewinnen, daraus vorbeu- gende Maßnahmen abzuleiten und diese ggf. in verbindlichen rechtlichen Regelun- gen in der Anlagenpraxis durchzusetzen. Datum Ereignis Ort, Land Unfallursache bzw. Art des Ereignisses Beteiligte bzw. freigesetzte Stoffe 21.09.1921 Chemieunfall BASF Zweigwerk Ludwigshafen- Oppau, Deutschland Explosion Düngemittel 14.04.1947 Frachtschiffunfall „Texas City-Unfall“ Texas City, Texas, USA Brand, Explosion Ammoniumnitrat 11.07.1968 Chemieunfall Bitterfeld, DDR Explosion Vinylchlorid 01.06.1974 Chemieunfall Flixborough, VK Explosion Cyclohexan 10.07.1976 Chemieunfall „Seveso-Unfall“ Meda / Seveso bei Mailand, Italien unkontrollierte che- mische Reaktion 2,3,7,8-TCDD („Dio- xin“) 19.11.1984 Raffinerie-Unfall San Juanico-Unfall Mexico City, Mexico Explosion Flüssiggas 03.12.1984 Chemieunfall „Bhopal-Unfall“ Bhopal, Indien unkontrollierte che- mische Reaktion Methylisocyanat u. a. 01.11.1986 Chemieunfall „Sandoz-Unfall“ Schweizerhalle Schweiz Brand Disulfoton, Atrazin u. a. 25.04.1998 „Los Frailes-Damm- bruch“ Aznalcóllar, Spanien Dammbruch Giftmüll 30.01.2000 „Baia-Mare-Damm- bruch“ Baia Mare, Rumäni- en Dammbruch Dammbruch Giftmüll 13.05.2000 Feuerwerksfabrik- Unfall Enschede, Nieder- lande Explosion Explosive Stoffe 21.09.2001 Chemieunfall Toulouse-Unfall Toulouse, Frank- reich Explosion Ammoniumnitrat 23.03.2005 Erdölraffinerie Texas City, USA Explosion Mineralölprodukte 11.12.2005 Tanklager-Unfall Hemel Hempstead, VK (Fa. Buncefield), Brand Mineralölprodukte 04.10.2010 Aluminiumhütte - Dammbruch Ajka bei Kolontár, Ungarn Dammbruch Rotschlamm 17.04.2013 Chemieunfall West, Texas, USA Explosion Ammoniumnitrat Tabelle 1: Chronik ausgewählter schwerer Chemieunfälle und Störfälle (Für weitere Informationen über die genannten schweren Unfälle ist das je- weilige Ereignisdatum mit einem Link auf einen Artikel in Wikipedia ver- knüpft.) http://de.wikipedia.org/wiki/Explosion_des_Oppauer_Stickstoffwerkes� http://de.wikipedia.org/wiki/Texa