Auflistung nach Autor:in "Klinger, Thomas"
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Veröffentlichung Nachhaltige Mobilitätswende: Mobilität in den Medien(Umweltbundesamt, 2023) Groth, Sören; Hesping, Hernike; Klinger, Thomas; ILS Research gGmbH; LHLK Agentur für Kommunikation GmbH; Dross, Miriam; Kiso, Claudia; Paschek, Fanny; Dziekan, KatrinIm Kontext der Verkehrs- und Mobilitätswende kommt (Massen-)Medien eine Schlüsselrolle zu: Sie bringen nicht nur zum Ausdruck, welche Fortbewegungsmittel und Mobilitätsformen als "normal" oder auch "ideal" gelten, sondern sie vermitteln auch Vorstellungen und Bilder neuer und alternativer Formen der Alltagsmobilität. Damit wirken (Massen-)Medien sowohl konkret in die Verkehrspolitik und -planung als auch allgemein in den Alltag der Menschen hinein. Basierend auf diesem Verständnis standen in der vorliegenden Studie die folgenden Fragen im Mittelpunkt: (i) Wie wird Alltagsmobilität in den Medien dargestellt? (ii) Inwieweit spiegelt die mediale Darstellung von Alltagsmobilität die angestrebte Verkehrs- und Mobilitätswende wider? Um diese Fragen wissenschaftlich fundiert zu beantworten wurde in der Studie in drei Schritten vorgegangen: - Zunächst diente eine systematische Literaturanalyse von 190 wissenschaftlichen Studien in deutscher und englischer Sprache dazu, den aktuellen Forschungsstand zur medialen Darstellung von Alltagsmobilität aufzuarbeiten. - Hinzu kam eine Medienanalyse von fünf neuen und traditionellen Unterhaltungsformaten aus deutschsprachiger Produktion (u. a. Tatort, Köln 50667), die die Darstellung von Formen der Alltagsmobilität empirisch untersuchte. - In einem dritten Schritt wurden zehn Interviews mit ausgewählten Medien- und Mobilitätsexpert*innen durchgeführt, um die Erkenntnisse aus Literatur- und Medienanalyse zu kontextualisieren. Auf dieser Basis bietet die vorliegende Studie einen strukturierten Überblick in ein vielseitiges sowie multidisziplinär und -sektoral aufgestelltes Forschungs- und Praxisfeld an der Schnittstelle von Medien und Alltagsmobilität. Zusammenfassend lassen die Analyseansätze ein Muster erkennen, wonach sich das aktuelle Ringen um eine Wende in Verkehrspolitik und -planung auch im Feld der (Massen-)Medien widerspiegelt: Einerseits wird hier der private Pkw weiterhin ganz klar als vorherrschendes Verkehrsmittel dargestellt. Andererseits lassen sich seit wenigen Jahren aber eben auch erste Risse in dieser dominanten Stellung des Autos erkennen, indem auch Alternativen zum Pkw (Multimodalität, Sharing, Fahrrad usw.) von den Medien zunehmend aufgegriffen werden: - Der (private) Pkw als das "normale" Verkehrsmittel: Alle Analyseansätze verdeutlichen die Vorherrschaft "autozentrierter Storylines" in den Medien, wonach die Autonutzung als "normale" Fortbewegungsform fortwährend wiederholt wird und womit sich der Status quo verfestigt. Als prägnantes Beispiel aus dem Feld der Unterhaltungsmedien sind Musikvideos oder Blockbuster hervorzuheben, in denen das Auto gar mit positiven Emotionen und Symboliken wie Autonomie- und Erlebnisgefühlen verknüpft wird. - Darstellungen von Alternativen zum privaten Pkw: Demgegenüber lässt sich feststellen, dass es mehr und vermehrt positive Narrative zu anderen Verkehrsmitteln wie zum Beispiel dem Fahrrad gibt, wenngleich die Bedeutungszuschreibungen oft auf Themen wie "ökologische Nachhaltigkeit" und "Wellness" verengt bleiben. Hervorzuheben ist etwa, dass Social Media-Formate den medialen Diskurs zu Alltagsmobilität demokratisieren. Stimmen und Sichtweisen, etwa von Radfahraktivist*innen, die zuvor nur selten hör- und sichtbar wurden, artikulieren sich hier direkt und werden weithin sichtbar. Aus den Beobachtungen können in einer normativen Perspektive eine Reihe von Handlungsansätzen für Medienschaffende (und die Wissenschaft) abgeleitet werden, über die das Bewusstsein für andere Mobilitätsformen gefestigt werden könnte. Hierzu zählt der Appell, eine alternative (progressive) Medien(bild)sprache gegenüber den tradierten autozentrierten Realitäten zu erproben und zu etablieren. Vorstellbar ist zum Beispiel, dass das Fahrrad nicht nur von einem "schrulligen" Tatortkommissar genutzt wird, sondern von zeitgemäßen Rollenvorbildern. Die Möglichkeiten zur Einübung von neuen medialen Sprachmustern und entschleunigten Darstellungsformen von Alltagsmobilität mögen hierbei vielfältig sein; - sie sind jedoch gleichermaßen herausfordernd, weil sie nicht moralisierend oder bevormundend daherkommen sollten. Die Wissenschaft sollte sich hierbei weniger normativ positionieren denn als kritische Instanz, etwa indem sie die sozialen und verkehrspolitischen Bezüge und Inhalte der neuen Erzählformen entsprechend kritisch begleitet. Quelle: Forschungsbericht